Staying Alive.
Roman.
Matt Beaumont, Lübbe, Dezember 2005

Murray Colin - Colin mit nur einem L und ohne S am Ende - ist ein Anzugträger. In seiner Werbeagentur gehört er zu den Leuten, die die Kreativität der anderen bremsen. Hauptsächlich ist er für "Blower Man" allerdings damit befasst, durch die Kühlabteilungen der Supermärkte zu tingeln und Eispackungen zu fotografieren. Oder Berichte über immer gleiche Konferenzen zu schreiben. Wenn er nicht damit beschäftigt ist, oder gerade seine Wohnung akribisch aufräumt, was er ausgesprochen gerne tut, trauert er Meg nach, der Verflossenen, die ihn genau in dem Augenblick verlassen hat, als er ihr einen Heiratsantrag machen wollte. Aber all das ist lange nicht so schlimm wie die Geschwulst am linken Hoden, die Murray eines Tages entdeckt. Die Diagnose lautet Krebs, und die Ärzte geben ihm noch vier Monate. Ein guter Anlass, um das eigene (Rest-)Leben auf den Kopf zu stellen. Mit aller Gründlichkeit.
"Staying Alive" beginnt wie einer dieser sprücheklopfenden Popromane, in denen es in der Hauptsache darum geht, das Leben (das eigene und das der anderen) zu kommentieren, auf möglichst lustige, manchmal brachiale Weise. Irgendwann im Mittelteil aber schlägt die Handlung um, und damit auch die Erzählweise. Murray Colin schlittert von einer Katastrophe in die nächste, plötzlich spielen die russische Mafia, eine obdachlose junge Frau, todgeglaubte Verbrecherlegenden, Einbrüche, Verkehrsunfälle, überstürzte Fluchten und korrupte Politiker ihre Rollen. Der eher passive Murray wird gezwungen, den "Jimi Hendrix in sich" zum Leben zu erwecken, aber auch das misslingt so gründlich wie alles andere. Was dem Happy-End allerdings nicht im Weg steht.
Beaumont liest sich wie eine Mischung aus Jonathan Tropper, Douglas Lindsey und Nick Hornby - vielleicht mit einer Prise Monty Python. Einer Prise zu viel. Das Buch hat seine vergnügliche Momente, ist zuweilen originell und stilistisch fraglos sicher, aber die Handlung schlägt so viele (unvorhersehbare) Purzelbäume, dass die Figuren dabei auf der Strecke bleiben. Weniger wäre hier mehr gewesen. Man freut sich über den - aus Murrays Sicht - positiven Ausgang, ärgert sich aber gleichzeitig darüber, wie es dazu gekommen ist.

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