Abt Satanas.
Roman.
Michael Mortag, Aufbau 2003

Elftes Jahrhundert. Das Kloster Riess wird von Katastrophen heimgesucht, der Abt stirbt, die Kirche brennt, die Mönche laufen scharenweise davon, eine Seuche rafft einen Gutteil der restlichen Besatzung dahin, ein Laie wird ermordet. Der redegewandte und charismatische Pankraz nutzt die Gunst der Stunde, läßt sich zum neuen Abt wählen - und plötzlich wird alles anders. Die Regeln des Benedikt, seither gültig für viele Klöster insbesondere des noch jungen "Benediktinerordens", werden plötzlich sehr eigenwillig ausgelegt, der neue Abt etabliert ein internes Klassensystem, überwacht die Mönche, schart viele neue Konversen um sich, jene Menschen, die erst im Erwachsenenalter das Leben im Kloster wählen - aus sehr eigennützigen Gründen, wie sich später herausstellt. Der Novize Bertold folgt dem neuen Abt erst voll naiver Begeisterung, doch als weitere Morde geschehen, der Abt sich mit Bischof und Herzog anlegt, gar der aktuellen Kirchendoktrin elementar zuwiderhandelt, wächst die Skepsis. Er ist es, der den grünäugigen Machtmenschen schließlich als "Abt Satanas" tituliert; Bertold schließt sich der Widerstandsgruppe um den alten Pförtner Markwart an. Doch die Augen und Ohren der neuen Führung sind überall ...

Historische Romane sind schwer in Mode. Ihr Reiz liegt darin, einerseits - teils recht oberflächliches - Wissen um vergangene Zeiten zu transportieren, andererseits vergleichbar mit "Fantasy" Erlebniswelten zu erschließen, die mit unserer Jetztzeit kaum vergleichbar sind, überschaubar und irgendwie behaglich daherkommen. "Abt Satanas" übt sich in einem recht spröden, aber anschaulichen Erzählstil, hat seine Längen - und baut die Spannung gemächlich auf; die Protagonisten werden, bis auf wenige Ausnahmen, nur sehr grob skizziert. Man erfährt Einiges über das Klosterleben vor fast tausend Jahren, über Gebetsrituale und Machtmechanismen. Das Ende konterkariert die Entwicklung ein wenig, insgesamt liest sich das Buch etwas schwergängig, dürfte aber durchaus sein Publikum finden.


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