Yellow Dog. Roman.
Martin Amis, Hanser 2004




Alexander Meo, genannt "Xan", Schauspieler und Buchautor, begibt sich einmal im Jahr in eine Kneipe namens "Hollywood", um sich zu besaufen - mit Drinks, die u.a. "Ständer" heißen. Aber dieses Mal wird er zusammengeschlagen, auf dem Weg in die Bar. Im Anschluß an den Krankenhausaufenthalt stellt sich nach und nach heraus, daß nicht nur Xans Motorik angeschlagen ist, sondern sein Moralempfinden völlig außer Kraft gesetzt zu sein scheint. Ehefrau Russia muß Xan aus dem Haus werfen, um die beiden sehr jungen Töchter zu schützen. Xan ist zum asozialen und moralfreien Monstrum geworden.
Henry, König von England, sieht sich mit der Problematik konfrontiert, daß ein unbekannter Erpresser mit der Veröffentlichung eines Videos droht, das die jugendliche Prinzessin - und Kronfolgerin - nackt im Badezimmer zeigt, augenscheinlich nicht alleine. Clint Smoker, der unter dem Pseudonym "Yellow Dog" Stammtischkolumnen für ein Männermagazin schreibt, dessen Redaktion die Leser liebevoll-ehrlich "Wichser" nennt, lernt per Internet eine Frau kennen, die seinen Vorstellungen absolut zu entsprechen scheint - und sich nichts daraus macht, daß Clint eher spärlich ausgestattet ist.
Und dann ist da noch 101 Heavy, die Maschine auf dem Landeanflug, die in Turbulenzen gerät, was fatale Folgen für eine Leiche und ein paar Fässer Giftmüll im Gepäckraum hat.

Martin Amis macht es dem Leser nicht gerade leicht, und das ist ein Euphemismus. Die skizzierten vier Handlungsstränge und einige weitere bilden das fadenscheinige Gerüst von "Yellow Dog", einem verwirrenden, sehr anstrengenden Buch über Pornographie, Moral, unterdrückte Wünsche und die Grundregeln des gesellschaftlichen Zusammenseins. Amis versteckt eine Unzahl Anspielungen in diesem Roman, der sprung- und wechselhaft daherkommt und seinem Leser eine hohe Konzentration abverlangt, das Durchhalten allerdings nur ungenügend belohnt. Letztlich lassen sich mehrere Ebenen finden, je nachdem, wie tief man einzusteigen bereit ist, und als Folge dessen bietet "Yellow Dog" auch verschiedene Lesarten, abhängig davon, wie weitgehend die Rätsel und Andeutungen entschlüsselt werden. Gelingt das jedoch nicht, hat man es mit einem ermüdenden Buch zu tun, das den Leser völlig verständnislos zurückläßt. Amis war schon besser, vorsichtig ausgedrückt, und in "Gier" nach wie vor unübertroffen.

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