Tödlicher Ruhm. Roman.
Ben Elton, Goldmann 2003


Als die britische Big-Brother-Variante "Hausarrest" in die dritte Staffel geht, scheint festzustehen, daß die Quoten sinken werden - ein Problem für die extrem engagierte Produzentin, die die Serie eigenverantwortlich herstellt. Doch am 27. Tag wird Kelly ermordet, vor laufender Kamera. Ein Polizistenteam, geleitet von einem Beamten, dem nichts fremder sein könnte, als der prollige Voyeurismus neuzeitlicher Fernsehunterhaltung, sieht sich gezwungen, tonnenweise Bildmaterial zu sichten, um den Mord aufklären zu können.
Währenddessen setzen die "Bewohner" das "Verhaltensexperiment" fort - das nun natürlich mörderische Einschaltquoten hat und längst nicht mehr nur die Zuschauer in England fesselt, sehr zur Freude der Produzentin.

Eine Karrikatur kann man nicht karrikieren, sollte man meinen, und was ist "Big Brother", wenn nicht eine Karrikatur, eine Satire auf das, was Fernsehen eigentlich sein sollte, nämlich Unterhaltung, Bildung und Information, jedenfalls wenigstens interessant? Nun, diese rhetorische Frage beantwortet "Tödlicher Ruhm" nicht, aber dafür zeichnet Elton heiter-ironisch jene Figuren, deren gehaltloses Geschwafel, Imponiergehabe und dusseliges Debattieren jeder Fernsehzuschauer weltweit mindestens aus Versehen einmal zur Kenntnis nehmen mußte. Eine Überzeichnung der Kandidaten ist nicht erforderlich; den Witz bezieht das Buch aus der Haupthandlung, der Suche nach dem Mörder - auf der anderen Seite des Bildschirms.
Genaugenommen ist der Roman ein simpler "Whodunnit", aber Elton, der Schöpfer von "Black Adder" und des wunderbaren Buches "Seitensprünge", fährt einiges an Wortwitz und Überraschungen auf, verbunden mit intimen Kenntnissen aus der eigenen Geschichte beim Rundfunk. Das witzige und spannende Buch weckt zwar - glücklicherweise - kein Interesse für seinen Gegenstand, aber es ist mindestens ein Manifest für die schweigende Mehrheitsfraktion jener, die den Versuchen der Produzenten, jede noch so dusselige Idee zum Fernsehformat zu entwickeln, kritisch gegenüberstehen. Und: Es macht großen Spaß.

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