Invaders. Roman.
Peter Ward, Piper 2013

Invaders

Ärgerlicher Blödsinn

Das Angebot an guter, innovativer, unterhaltsamer, gar humorvoller neuer Science Fiction ist zweifelsohne rar. John Scalzi wurde für seinen "Krieg der Klone" - zu Recht - gefeiert, legt aber seitdem nur noch ziemlich lahme Selbstzitate vor. Robert Charles Wilson ist nach "Spin" schlicht die Luft ausgegangen. Und so weiter. Es ist nicht leicht, wenn man dieses Genre mag und die alten Recken längst mehrfach gelesen hat. Der Wunsch nach neuem Material lässt dann eben auch zu Büchern greifen, deren Leseproben kaum überzeugen, und so kam ich an Peter Wards Erstling "Invaders". Und jetzt bin ich enttäuscht. Aber nicht überrascht.

Der Roman erzählt vom britischen Endzwanziger  Geoffrey Stamp, der keinen Job und keine Freunde hat, dafür aber rund um die Uhr Computerspiele spielt. Stamp ist angeblich so extrem langweilig und belanglos, dass sein Fehlen absolut keine Auswirkung auf das Raum-Zeit-Kontinuum hätte, weshalb er für einen besonderen Job prädestiniert ist: Führer für Zeitreisende. Denn in der Zukunft werden solche Reisen möglich und eine touristische Attraktion sein. Ganze Heerscharen von Zeittouristen werden durch die Jahrtausende gondeln, wobei ihnen dann Zeitreiseführer, die aus der Zukunft heraus in der jeweiligen Epoche rekrutiert werden, authentisch erklären, was in ihrer Zeit so Sache war, während sie gleichzeitig verhindern müssen, dass die Touristen ändernd in das Kontinuum eingreifen. Die Antwort zum Beispiel auf die Frage, warum ausgerechnet solche Langweiler wissen sollten, was interessant ist und was nicht, bleibt Ward schuldig - doch das ist längst nicht der einzige Fallstrick in diesem zusammengemurksten Plot.

Aber dann gibt es die Varsarianer (oder so ähnlich), oder es wird sie geben oder gegeben haben. Diese Aliens attackieren nämlich demnächst die Erde, werden aber mitten in der Attacke per Zeitwirbel in die Zukunft geschickt, wo sie wiederum eine Armada der Erdverteidigung erwartet und vernichtet. Glücklicherweise nämlich werden so genannte Zeitwirbel just im Moment des ersten Angriffs erfunden. Leider überlebt die Besatzung eines angreifenden Raumschiffs und versucht fortan, als getarnte Zeitreisende wiederum die Zeit zu verändern. Das soll eigentlich ein Supercomputer verhindern, der alle Eventualitäten berechnen kann (der Laplace'sche Dämon lässt grüßen) und Zeittouristen beim Einchecken überprüft, aber leider lässt sich dieser Computer offenbar manipulieren. Was die Aliens natürlich auch tun. Die Frage, warum der Computer ausgerechnet das nicht vorhersehen konnte, wird schlicht überhaupt nicht gestellt.

In simpler, gelegentlich sogar infantiler Sprache und mit bestenfalls sehr aufgesetztem Humor erzählt Peter Ward eine Geschichte, die theoretisch auf einer ganz guten Idee basiert, die aber so haarsträubend widersprüchlich, unlogisch und absolut blödsinnig aufgebaut ist, dass man die flauen Witzchen und trägen Dialoge dabei fast vergisst. Hinnehmbar wäre das alles höchstens, wäre es ironisch, aber Ironie und Lakonie sucht man in diesem Roman vergebens. Das Humorniveau bewegt sich auf dem von Britenwitzen, die in der französischen Provinz erzählt werden.

Viele Annahmen und Entwicklungen in "Invaders" sind so hanebüchen, dass man über den Plot dieses doofen und unterm Strich ideenlosen Romans mit seinem unkonturierten, stereotypen und nervtötenden Personal eigentlich kein weiteres Wort verlieren müsste. Der, um in seiner eigenen Terminologie zu bleiben, so langweilig und belanglos (und schlecht erzählt) ist, dass die Welt unverändert bliebe, gäbe es ihn nicht.

Hoffentlich gibt es da draußen irgendwo oder in irgendeiner Zeit gute, innovative, begabte SF-Autoren. Peter Ward jedoch ist keiner von ihnen.

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