Wie weit ist es bis Babylon? Kinderbuch ab 10.
Paula Fox, Boje August 2009

Wie weit ist es bis Babylon

»Es war Morgen, James Douglas wachte auf und hatte Angst. Vielleicht lag es daran, dass es dunkel war im Zimmer und das Licht in der Stadt grau und kalt, kaum anders als am frühen Abend. Vielleicht lag es an den drei alten Frauen, von denen eine sich über die Spüle beugte, die zweite an der Wand gegenüber seinem Bett stand und die dritte am Tisch saß, den Kopf über die leere Schüssel geneigt. Vielleicht lag es daran, dass er am Abend zuvor beim Schlafengehen überlegt hatte, wie er aus der Schule weglaufen könnte. Oder dass es ein kalter Novembermontag in Brooklyn war. Er schloss die Augen und tat, als schliefe er.«

James wohnt bei drei Tanten, seine Mutter ist fort, die Wohnung klein und das Mietshaus voller Menschen. In der Schule träumt er. Und als die Lehrerin ihn ausschimpft, läuft er aus der Schule fort, fort in ein altes verlassenes Haus, das er entdeckt hat. Dort im Keller kann er herrlich tanzen und träumen, niemand sieht ihn, niemand will was von ihm.

Bis eine Gang größerer Jungen ihn entdeckt. Und ihn zwingt, ihnen bei der Entführung von Hunden zu helfen, die sie anschließend den Besitzern gegen Finderlohn wiederbringen.

Paula Fox erzählt hier wieder in ihrer ruhigen, aufmerksamen Art eine ganz eigene Geschichte. Das ist allerdings auch das Problem. Denn die Geschichte ist für die Kinder ab zehn meiner Meinung nach einfach zu ruhig, so schön sie oft auch geschrieben ist. Oft passiert seitenlang wenig bis gar nichts, James träumt, manchmal versucht er zu fliehen, denn die Jungen halten ihn auch über Nacht gefangen.

Für die meisten Kinder in diesem Alter dürfte die Geschichte einfach zu ruhig sein. Und so bewundernswert es auch ist, dass dieses Buch in den vierzig Jahren seit seinem Entstehen kaum Staub angesetzt hat, so atmet es doch den Geist der Sechziger. Erwachsene wird das wenig stören, für Kinder dürfte es schwieriger sein, sich hinein zu finden.

 

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