Vater, Mutter, Tod. Psychothriller.
Siegfried Langer, List, Mai 2011

Vater, Mutter, Tod

Der Blick des Mannes war auf die eintretende Frau gerichtet, genauso wie der Blick des Jungen, der neben ihm saß.
Der Junge hielt einen Esslöffel in der Hand, sein Teller Cornflakes war beinahe leer gegessen. Am Tellerrand, zwischen einem Tetrapak Milch und dem angebrochenen Cornflakes-Karton, hielt eine handgroße, mit einer Harpune bewaffnete SpongeBob-Figur Wache.
Die Augen des Jungen wurden größer; der Löffel rutschte ihm aus den Fingern und landete klappernd im Teller. Der Junge wollte aufstehen, aber die kräftige Pranke des Mannes drückte ihn zurück auf den Küchenstuhl.
Einen weiteren Versuch unternahm der Junge nicht. Er setzte zum Sprechen an, doch die strengen und gleichzeitig glasigen Augen des Mannes unterbanden auch dies.
»Ich bin zurück«, sagte die Frau überflüssigerweise.

Am Anfang verblutet ein Junge. Doch das war’s dann erst mal mit Toten. Anders als viele gängigen Serienmörder-Thriller kommt dieser mit erstaunlich wenig Blut aus und spannt den Leser dennoch auf die Folter. Denn was steckt hinter der Mutter, die gestern mit Jacqueline shoppen war und gleichzeitig schon auf dem Friedhof liegt? Was mit der geheimnisvollen rothaarigen Frau, die überall aufzutauchen scheint, aber nirgends daheim ist und niemand kennt sie? Siegfried Langer springt in wenigen Tagen hin und her und der Leser folgt ihm begierig, doch immer wenn er glaubt: „Jetzt hab ich’s!“ stellt er fest, dass aus anderer Perspektive betrachtet die Dinge doch wieder ganz anders aussehen.

Ein höchst ungewöhnlicher Plot, eine Wirklichkeit, die sich immer wieder in Traumgebilde verflüchtigt, eine erfolgreiche Frau, deren Kind entführt wird und ein sehr überraschendes Ende. Am ehesten ähnelt es noch Sebastian Fitzeks Psychothrillern, aber eigentlich ist es eine ganz eigene Art, eine Geschichte zu erzählen, die den Leser bis zum Schluss im Bann hält.

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