True Grit. Westernroman.
Charles Portis, RoRoRo, Februar 2011
»An diesem Abend ging Tom Chaney in eine Bar und ließ sich auf ein Kartenspiel mit irgendwelchem Pack ein und verspielte dabei seinen Lohn. Er trug den Verlust nicht wie ein Mann, sondern stellte sich wer weiß wie an, ging wieder ins Boardinghouse zurück und verkroch sich tief gekränkt in seinem Zimmer. Dort hatte er eine Flasche Whiskey; die trank er aus. Papa saß währenddessen unten im Aufenthaltsraum und unterhielt sich mit ein paar Handlungsreisenden. Nach einer Weile kam Chaney runter. Er hatte sein Gewehr bei sich und verkündete, er sei beim Spiel betrogen worden, jetzt wolle er noch einmal in die Bar gehen und sich sein Geld zurückholen. Papa sagte, wenn er betrogen worden sei, solle er doch lieber dem Sheriff Bescheid sagen. Chaney wollte davon nichts hören. Papa folgte ihm nach draußen und sagte, er solle ihm sein Gewehr geben; in dem Zustand dürfe er nicht mit der Waffe in der Hand Streit anfangen. Mein Vater war unbewaffnet.
Tom Chaney legte an, schoss und traf ihn mitten in die Stirn. Papa war sofort tot. «Vierzehn ist Mattie, als ihr Vater erschossen wird. Ihre Mutter ist nicht sehr realitätstauglich und ihrem Vater hat sie schon seit einiger Zeit die Bücher geführt. Wenn Chaney, der Mörder ihres Vater, gehenkt werden soll, dann muss sie dafür sorgen. Denn Fort Smith ist der Gerichtsbezirk für das gesamte Indianergebiet, in den sich sämtliche Kriminelle aus den USA flüchten. Und die gibt es seit dem Bürgerkrieg mehr als genug.
Also engagiert sie einen Marshall, einen Mann ohne Mitleid: Rooster Cogburn. Der ist nicht nur hart, sondern hat auch ein erhebliches Alkoholproblem. Und damit dieser das Geld, das sie ihm zahlt, nicht einfach versäuft, reitet sie mit. Damit der Auftrag auch ausgeführt wird. Als Dritter ist ein Texas Ranger mit von der Party, der ebenfalls hinter Chaney her ist.
Die beiden Männer wollen das Mädchen erst abschütteln. Frauen haben auf so einer gefährlichen Mission nichts verloren und junge Mädchen schon gar nicht. Doch Mattie ist niemand, den man einfach abschütteln kann.
Und so nimmnt die Geschichte ihren Anfang.
Charles Portis hat eine harte Geschichte geschrieben, in einem ebenso harten, klaren Stil, ohne große Innenansicht der Figuren. Und doch erfahren wir alles über die drei durch das, was sie tun. Und tauchen ein in die Frontier, den Westen, die Grenze zwischen Zivilisation und Rechtlosigkeit. Die Rechtsprechung ist weit von dem entfernt, was wir heute als Recht und GEsetz ansehen, der Marshal ist selbst früher ein Bandit gewesen, der Texas Ranger ein eitler Mann und Mattie altklug und von sich überzeugt.
Portis erzählt die Geschichte schmucklos, gradlinig; lässt das harte Leben damals lebendig werden, ohne es zu glorifizieren. Aus dem alten Testament könnte diese Geschichte um Rache und Gerechtigkeit stammen, erinnert ein wenig an Joseph Roths [[ASIN:3423130202 Hiob]]. Dazu tragen auch die einmaligen Dialoge bei, die allein schon das Lesen lohnen würden.
Einen Roman, den man zweimal lesen sollte. Einmal als spannende Abenteuergeschichte. Und einmal, um die Einzelheiten zu genießen, die Kunst, mit der der Autor sein Garn spinnt und den Leser in seine Geschichte einwickelt. Und dank dem Film der Coen Brüder wurde jetzt ein Buch wiederentdeckt, das zu lesen sich auch für nicht Western-Fans lohnt.
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