Der letzte Traumwanderer. Fantasy.
Christoph Lode, Goldmann, November 2010

Der letzte Traumwanderer

» Überall Krähen.
Sie hockten auf Regentraufen und Mauervorsprüngen, auf Fenstersimsen und Kaminen, durchsuchten die Dachrinnen nach Ungeziefer, krächzten gelegentlich und spreizten dabei ihr schillerndes Gefieder. Schwarze Knopfaugen starrten in die Gasse hinab.
Jackon wurde das Gefühl nicht los, dass sie ihn beobachteten.
Voller Unbehagen ging er die menschenleere Gasse mit ihren heruntergekommenen Fassaden, leer stehenden Stadthäusern und Torbögen voller Schutt entlang. Er konnte die durchdringenden Blicke der Krähen beinahe spüren, und jedes Mal, wenn er Flügelschlagen hörte, lief ihm ein Schauder über den Rücken.
Seit Tagen ging das so. Kaum verließ er die Kanäle, erwarteten ihn die schwarzen Vögel bereits, als folgten sie ihm auf Schritt und Tritt. Im Viertel hatte es schon immer Scharen von Krähen gegeben. Der Fischmarkt am Flussufer lockte sie an und der Bettlerfriedhof, wo nur eine dünne Erdschicht die Toten bedeckte. Doch normalerweise verhielten sie sich nicht so merkwürdig.
Seine Hand schloss sich um den Stein in seiner Hosentasche. «

Jackon ist Schlammtaucher, einer von denen, die aus den Abwasserkanälen Abfälle fischen und verkaufen. Schlammtaucher sind in Bradost verachtet. Jackon verachten sogar die Schlammtaucher und haben ihn verbannt. Angeblich mischt er sich in ihre Träume ein und niemand mag es, wenn nachts andere in seinem Kopf spazierengehen.

Bradost ist eine Stadt, früher Republik, jetzt unter der Knute von Lady Sarka. Und die stößt auf Jackon und will ihn ausbilden. Denn der kann tatsächlich in anderer Leute Träume eindringen. Traumwanderer ist er, der letzte, den es gibt.

Liam ist der Sohn eines Blitzesammlers. Den Vater tötet eines Tages die Geheimpolizei. Kurz vor seinem Tod trug ihm der Vater auf, das Gelbe BUch von Yaro D'ar zu finden. Das aber liegt im Palast der Lady Sarka und ist bestens bewacht.

In den Träumen ist nicht nur Jackon unterwegs, sondern auch Traumsammler und Albe. Letztere haben einen König, Aziel. Und der ...

Doch das verrate ich hier besser nicht.

Christoph Lode hat einen spannenden Fantasy Roman vorgelegt. Bradost ist die Stadt, in der es spielt, sie ähnelt einer europäischen Stadt um 1900. Mit Dampfmaschinen, Zeppelinen und Ätherantrieben. Das allein ist mittlerweile nicht mehr ungewöhnlich, wenn da nicht die magischen Figuren wären, Ghule und Albe, Spiegelmänner, Homunculi und Incubi, ebenso so sorgfältig und glaubwürdig ausgearbeitet wie die Stadt der Menschen. Nicht zu vergessen die Welt der Träume. Und niemand sollte sich von dem Klappentext des Buchrückens abschrecken lassen, das einen eher 08/15 Fantasy verspricht. Das ist nicht der Fall. Im Gegenteil, der Autor hat eine ganz eigene Welt erschaffen.

Dazu kommen Personen, die im Gedächtnis bleiben, eine spannende Geschichte und eine sorgfältige Sprache. Das alles macht aus dem Buch ein Leseerlebnis.

Kurz gesagt: Spannender Lesestoff nicht nur für Fantasyfans.

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