Traumklänge. Roman.
Frederik Hetmann, Lübbe, September 2004


Eine Kugel durch die Jahrhunderte

Izaak möchte eine Geschichte schreiben, nicht direkt einen Roman, einfach eine Geschichte, mit der man lesend nicht so rasch zu Ende kommt, eine Geschichte, die Bücher füllt, so dick wie die von Thomas Wolfe oder von Marcel Proust, eine Geschichte, in der man eine Woche Tag und Nacht schmökern kann. Es ist seine fixe Idee, dass eine solche Geschichte unbedingt nötig sei und er dazu ausersehen, sie zu schreiben.

Doch leider hat der Journalist Izaak nicht die leiseste Ahnung, von was diese Geschichte handeln solle. Er hat nur diesen Wunsch.

Da hört er eines Tage, als er im Planetarium einem Programm über den Halleyschen Kometen zuschaut, eine Stimme hinter sich, die Stimme einer Frau. Die fragt ihn, ob es seiner Meinung nach Leben auf anderen Planeten gibt. Und später gibt ihm diese Frau eine Kugel aus Metall, die einen leisen, fernen Klang von sich gibt, als er sie in die Hand nimmt.

Die Kugel inspiriert ihn. Und zu Hause angekommen, setzt er sich hin und schreibt das Märchen vom Prinzen Amatu, der eben jene Kugel von seinem Hofmagier erschaffen lässt, um sie seiner Braut zur Hochzeit zu schenken. Jener Prinz reist nach Samarkand, wo seine Braut lebt und gerät in einen Sandsturm. Nur einer seiner Begleiter überlebt, und bringt die Kugel ...

So beginnt eine Reise durch die Jahrhunderte und die Kugel wandert von Hand zu Hand, von einem Musikanten zu einem Bibliothekar in Alexandria, von einem Ritter über die schöne Hatumata zu der Sklavin Esa, von ihrem Sohn, dem Großmeister der Templer auf Mallorca nach Krakau, landet bei einem gewissen Francois Villon, während Isaaks Vater Mendel in New York einen alten Juden, Pate einer Mafia Familie kennen und schätzen lernt. Die Kugel rollt in die Anderwelt und nach Schottland, nach Dresden und Oregon, New Orleans und Peking und zwischendurch tut sie Isaak immer wieder gute Dienste in New York.

Sie verwebt zahlreiche Geschichten wie in Tausend und einer Nacht miteinander, ein farbenprächtiger, phantasievoller Teppich entsteht und zieht den Leser in seinen Bann. Wer die endlose Geschichte, die Märchen aus Tausend und einer Nacht liebt, wird von diesem Buch entzückt sein. Endlich mal wieder ein Buch voller Phantasie und Zauber, ganz anders als der übliche Mainstream.

Leseprobe
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Über den Autor: Frederik Hetmann alias Hans Christian Kirsch wurde 1934 in Breslau geboren und lebt heute als freier Schriftsteller in Limburg. Er hat zahlreiche Märcheneditionen herausgegeben und Biografien verfasst - u.a. über Rosa Luxemburg, Martin Luther King und Che Guevara. Von ihm stammen auch die Bücher "Der Kelim der Aphrodite", "der wilde Park des Vergessens" und "Yoshiwara oder die schwankende Welt". Er erhielt u.a. den Deutscher Jugendliteraturpreis 1976, den Friedrich-Gerstäcker-Preis 1976, den Phantastik-Preis der Stadt Wetzlar 1984 und ein Villa-Massimo-Stipendium 1997.

Traumklänge, Frederik Hetmann, Lübbe, September 2004
ISBN 3785721641, gebunden, Seiten, Euro 22

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