Der Traum des Puppenspielers. Roman.
Saneh Sangsuk, Argon Verlag 2003

übersetzt von Sabine Herting

"Er war es, der jeder Kuh einen Namen gegeben hatte. [...] Die ersten vier hatten Namen, die an die Natur erinnerten: Feld und Fluss und Dschungel und Berg. Im Dorf nannten ihn seine Freunde, Jungen wie Mädchen, Lahmer Arm. Das kam daher, weil sein ganzer rechter Arm von der Schulter ab steif und verkümmert war.
Songwat hatte ein diebisches Vergnügen daran, ihn voll Hass und Verachtung Lahmer Arm zu nennen. [...] Früher hieß er einfach Wat, doch dann hatte er eines schönen Tages vor fünf Jahren jedem im Dorf erzählt, der Geist der heiligen Mutter, der Schutzgöttin des Dorfes, habe beschlossen, sich seiner zu bedienen. [...] Und so wurde aus Wat Songwat, Wat der Seher und er wurde stetig reicher, ohne dass er sich weiter im Reisfeld abplagen oder Kühe oder Schweine züchten musste."

Ein Junge spielt in der Abendsonne mit seinen Puppen Schattentheater. Bald kommen seine Freunde, um ihm zuzuhören. Niemand von ihnen war so ein guter Puppenspieler wie er und eines Tages würde er der berühmteste verkrüppelte Puppenspieler Thailands werden.

Doch er spielt beim Schrein der Mutter, den Songwat hat errichten lassen. Und er spielt über dem Nest einer Königskobra und bald muss er mit ihr ganz allein einen Kampf ausfechten, bei dem ihm niemand helfen wird.

Märchenhaft schlicht, märchenhaft dicht erzählt Saneh Sangsuk seine Geschichte, ein Märchen für Erwachsene, ein Märchen mit verblüffendem Ausgang, ein Märchen, dessen Schönheit aus dem Entsetzen kommt.

Eine fremde Welt wird dem Leser auf nur 96 Seiten lebendig, ein kleines Meisterwerk, realistisch und doch wirkt es phantastisch. Für Märchenliebhaber und jeden, der eine dichte Geschichte schätzt, absolut empfehlenswert.

Über den Autor: Saneh Sangsuk wurde in Bangkok geboren und lebt in Thailand. 1994 erschien bereits sein Roman "Der weiße Schatten - ein Porträt des Künstlers als junger Taugenichts", der 2001 ins Französische übersetzt wurde.

Saneh Sangsuk, Der Traum des Puppenspielers.
Argon Verlag 2003
96 Seiten, gebunden
ISBN 3-87024-586-7
9,80 EURO

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