Und dann kam Sunny. Jugendroman.
Adriana Stern,  Jacoby & Stuart 2010

Und dann kam Sunny

» Gerade als ich den Kopf vom Fenster weg zur Tafel wende, platzt sie mitten in unsere Deutschstunde und Herr Strohkamp sieht sie genauso erstaunt an wie ich. Schon in diesem Augenblick hätte ich wissen können: Das wird Ärger geben. Das wird verdammt viel Ärger geben.

„Äh, ja bitte“, unterbricht er seinen Vortrag über die Kriterien einer Tragödie irritiert.
„Sunny Mai, ich bin die neue Mitschülerin.“ Das Mädchen zieht die Stirn kraus.
„Ach tatsächlich“, bemerkt Herr Strohkamp trocken.
So etwas Seltsames wie Sunny Mai ist unserem Unterricht noch nicht passiert. Überraschungen gibt es in jedem Schuljahr, ja. Aber nicht solche.
Hätte ich gewusst, dass Sunnys erster Auftritt nur der Anfang einer langen Geschichte ist, hätte ich lieber gleich versucht, mich nicht so sehr zu wundern.
„Eine Sunny Mai kann ich hier mit allergrößter Mühe nicht entdecken“, murmelt der Strohkopf und ich muss wieder Willen grinsen. Dann sieht er plötzlich mit zusammengezogenen Augenbrauen von seinem Klassenbuch auf. „Du bist nicht zufällig Susan Nicole Maier? Die sollte sich nämlich vorstellen. Aber das war bereits heute Morgen um halb acht.“ Herr Strohkamp sieht demonstrativ auf seine Armbanduhr.
„Hat eben nicht ganz hingehauen“, erwidert die Neue gelassen und holt eine Nagelfeile aus ihrer Jackentasche. Meinen Mitschülern fallen die Kinnladen runter. Ich find’s einfach nur fantastisch. Lili und ich werfen uns vielsagende Blicke zu.
Der Strohkopf ist einen Farbton blasser geworden. So was ist ihm noch nicht untergekommen. Ich sehe es hinter seiner Stirn mächtig arbeiten.
„Also, wie ist nun dein Name?“ Jetzt erhebt er sich sogar von seinem Pult und das will was heißen. Er sieht das Mädchen streng an. Seine letzte Waffe.
„Sunny Mai, immer noch“, wiederholt Sunny ruhig«

Was soll man nur von dieser Sunny halten, die da neu in die Klasse gekommen ist und sich gleich mit dem Lehrer anlegt. Ziemlich durchgeknallt scheint sie zu sein, fehlt häufiger, als sie in der Schule erscheint, lebt in einer betreuter Jugend-WG und nimmt sie vielleicht Drogen? Immerhin sieht sie Kinneret, wie Sunny vor dem Schultor sich mit dem Mann unterhält, der vermutlich ein Drogenhändler ist.

So wechselt Kinneret zwischen Begeisterung und Abscheu vor der neuen Schulkameradin, die sie so gar nicht einschätzen kann. Obendrein attackiert sie der mutmassliche Drogenhändler und bricht bei ihren Eltern ein. Und da ist die merkwürdige Geschichte rund um Sunnys Bruder, der angeblich an einer Überdosis Heroin gestorben ist. Doch Sunny schwört, dass er nie süchtig war.

Bald ist Kinnerets geordnetes Leben ein Chaos geworden, sie hat Geheimnisse, über die sie mit niemanden sprechen kann und ...

Ein gelungener Krimi um Drogen, Dealer und ganz hohe Tiere im Hintergrund, voll Spannung und unerwarteter Wendungen, gut geschrieben und alles andere als ein Buch mit dem erhobenem Zeigefinger. Dafür mit Dramatik bis zum Schluss und Personen, die dem Leser ans Herz wachsen.

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