Süden und der Mann im langen schwarzen Mantel. Roman.
Friedrich Ani, Knaur, Juni 2005


Ein Mädchen verschwindet

"Umringt von vier Kindern, die sich alle Mühe gaben, meine Bewegungen nachzuahmen, verbrachte ich eine Stunde auf dem asphaltierten Platz oberhalb des Bootsverleihs. Hier war vor einem Jahr die zehnjährige Anna Jagoda spurlos verschwunden."

Eigentlich ist Hauptkommissar Tabor Süden nur in sein Heimatdorf gefahren, um das Grab seiner Mutter zu besuchen. Doch dann bittet der Lehrer ihn um Hilfe. Dessen Tochter ist seit einem Jahr verschwunden und Süden ist doch für die Vermissung bei der Kripo München zuständig?

Süden lässt sich überreden. Doch bald erkennt er, dass es zwar jede Menge Gerüchte gibt, aber keine konkreten Spuren. Kein Wunder, dass die Polizei mit dem Fall nicht weitergekommen ist. "Es war jemand aus dem Dorf", da ist sich der Lehrer sicher, aber auch dafür gibt es keinen Beweis. Natürlich reden alle von einem Sexualmord, schließlich geht es um ein zehnjähriges Mädchen und man weiß ja ...

Doch ganz so einfach ist es nicht und Friedrich Ani bietet dem Leser wieder einmal einen Krimi der anderen Art, in dem auch der Schluss ebenso überraschend wie realistisch ist. Und lässt den Leser wie Tabor Süden am Ende ratlos zurück. Ein melancholisches Buch, Borchert goes Pop, Sartre in Südbayern und eigentlich so ganz ohne action, dafür aber spannend bis zur letzten Seite.

Und ein Beweis, dass man auch - und grade! - mit Romanen Erfolg haben kann, die nicht dem entsprechen, was die Verlagscontroller für das halten, "was die Leser wollen". Nur eins ist schade: Dass es der letzte Süden-Krimi war. Doch wie heißt es so richtig: Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist.

Fazit: Spannender, ungewöhnlicher Krimi, der auch Nicht-Krimi Fans faszinieren dürfte.

Leseprobe

Über den Autor: Friedrich Ani, Sohn eines Syrers und einer Oberschlesierin, wurde 1959 in Kochel geboren. Wie viele andere Schriftsteller begann er bereits mit zehn Geschichten zu erfinden. Nach dem Abitur zog er nach München, schrieb erste Hörspiele und Theaterstücke und absolvierte eine Drehbuchwerkstatt an der Hochschule für Film und Fernsehen. Später war Polizeireporter und Kulturjournalist, ehe er mit seinem Kommissar Süden berühmt wurde. Er erhielt den deutschen Krimipreis 2002 und 2003, den Literaturförderpreis der Stadt München und den Staatlichen Förderungspreis für Literatur des Bayrischen Kulturministeriums.
Neben den Krimis schrieb er Drehbücher, aber auch Jugendbücher.

Süden und der Mann im langen schwarzen Mantel, Friedrich Ani, Roman, Juni 2005, Knaur
ISBN 3-426623897, Taschenbuch, Seiten, Euro 7,95

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