Die Sturmjäger von Aradon - Feenlicht. Jugendfantasy.
Jenny-Mai Nuyen, cbj, September 2009


Sturmjäger

»Drei Meilen westlich von Har’punaptra, der Hauptstadt der Zwerge und des Handels, trafen sich Sturmjäger und Trollhändler zu einem nicht ganz legalen Geschäft in den Gebirgen der Wüste.

Nachdem das Schwebeschiff sicher zwischen den Klippen gelandet war, wurde eine breite Planke vom Deck geschoben, und Kapitän Redwin Gharra ging an Land. Er trug einen Umhang, der an den Schultern verdächtig ausgepolstert wirkte, denn ansonsten war der Kapitän eine schmächtige Erscheinung. Beine gleich Krummsäbeln steckten in Stiefeln aus dickem Keilpferdleder und sein Kopf wippte auf dem dünnen Hals wie eine Distel im Wind.

Gharra war alt. Er war schon fast immer alt gewesen, das Haar dünnte seit seinem zwanzigsten Lebensjahr aus und starke Himmelsstürme hatten die ersten Falten bereits im Kindesalter in sein Gesicht gegraben. Außerdem knickten die Knie mit jedem Schritt ein wenig zu tief ein.«

Hel wächst auf einem Sturmjäger auf, eines der Luftschiffe, die Lirum sammeln, der Stoff, aus dem Magie gemacht wird. Lirium ist nicht ungefährlich, es kann Stürme heraufbeschwören, Unheil bringen, aber ohne Lirium wäre das Leben sehr viel anstrengender, sehr viel gefährlicher.

Nur gibt es immer weniger Lirium. Die meisten Fundorte sind längst tot, ohne Magie, die Sturmjäger müssen immer weitere, immer gefährlichere Reisen machen, um ihre Aufgabe zu erfüllen.

Hel hat ein gesundes Auge und eines, das seltsam verändert ist. Mit dem kann sie Lirium sehen, auch unter dem Erdboden. Eine unschätzbare Gabe für Sturmjäger. Doch eines Tages, weit und breit ist kein Lirium in Sicht, bricht plötzlich ein Magiesturm aus, zerschmettert den Sturmjäger und einzig Hel überlebt den Absturz. Seltsam, wie schnell sie sich von zahlreichen Brüchen erholt, seltsam auch der Junge Mercurin, der sie gesund pflegt, aber nicht sagen will, wer er ist und woher er kommt.

Dafür kann er zaubern. Immer hat er Silbermünzen, mit denen er zahlen kann. Sehr praktisch, bis Hel entdeckt, dass er den Leuten wertlose Brotstücke in die Hand drückt, die für alle wie Münzen aussehen.

Und dann sind da die Magier, die die bekannte Welt beherrschen, die Isen, die von der Magie gewaltsam ausgeschlossen werden.

Jenny-Mai Nuyen hat eine fantastische, ungewöhnliche Welt geschaffen, wieder mit Personen bevölkert, die rätselhaft sind, eigen, aber doch sympathisch. Der Leser weiß nie, was er von ihnen halten soll, wer denn nun der Bösewicht ist und mit wem man mitfühlen darf. Egal ob es die zwergische Killerin Harlem ist, der Magier Olowain, der mit seiner Wissenschaft die Macht der Magier erhalten will oder der junge Nachwuchskapitän Nova, der scheinbar rücksichtslos seine zahlreichen Liebschaften ausbeutet. Alles sind schillernde Figuren, die wir einmal verachten und doch im nächsten Moment wieder verstehen können.

Der Roman beginnt ruhig, es ist der erste Band einer Triologie, liest sich ganz anders als das geniale Nocturna der gleichen Autorin, folgt eher traditionellen Fantasy-Pfaden und bürstet sie dann doch wieder gegen den Strich.

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