Splitter. Thriller.
Sebastian Fitzek, Droemer, Juni 2009


Splitter


»Hör zu, ich weiß, es hört sich jetzt etwas verrückt an, aber ich will, dass wir eine Abmachung treffen.«

»Okay?«

»Sollte einer von uns beiden sterben – halt, lass mich bitte ausreden. Dann soll der, der gegangen ist, dem anderen ein Zeichen geben.«

»Er soll die Lampe anmachen?«

»Damit wir wissen, dass wir trotzdem nicht alleine sind. Dass wir an uns denken, auch wenn wir uns nicht sehen können.«

»Schatz, ich weiß nicht, ob …«

»Schhhhhh. Versprichst du mir das?«

Marc ist Sozialarbeiter im Neuköllner Problemviertel. Seit neuestem ist er Witwer, denn seine Frau ist tot. Gestorben bei einem Unfall, den er verursacht hat. Das kann er nicht vergessen. Da kommt das Angebot eines Forschungsprojekts gerade recht, das verspricht, unangenehme Erinnerungen aus dem Hirn zu löschen. Keine Traumata mehr. Keine Probleme.

Doch dann bricht für Marc die Realität auseinander. War er wirklich Sozialarbeiter? Jetzt arbeitet dort jemand anderes. Und als er nach Hause kommt, schlägt ihm seine tote Frau die Tür vor der Nase zu.

Sebastian Fitzek ist der Meister verwirrender Plots. Auch hier erscheint immer wieder alles in ganz neuem Licht. Unerwartete Wendungen, Wendungen, die eigentlich mehr als unwahrscheinlich sind, doch Fitzek kann sie plausibel machen. Bei seinen Büchern ist man vor der letzten Seite nie sicher, wie die Lösung aussieht.

Das ist auch hier die Stärke des Buches, gepaart mit dem Spiel um Erinnerungen, die sich immer wieder ändern, neu interpretiert werden. Dazu kommt der Stand der Technik in der Hirnforschung: Ist geplantes Vergessen, Löschen von Erinnerungen wirklich möglich? Der Protagonist dieses Buches findet darauf erst auf den letzten Seiten eine Antwort – und die ist auch nur im Rahmen des Buches gültig.

So ist Splitter wieder ein Spiel mit Unwägbarkeiten, mit der Realität, von der niemand weiß, wie real sie ist und mit medizinischen Theorien. Nicht für jeden, wer einen sachlichen Plot mit rotem Faden sucht, wird enttäuscht werden. Alle anderen finden ein spannendes Buch mit immer neuen Wendungen.

Und wen das Thema „geplanter Gedächtnisverlust“ interessiert, Wiebke Lorenz hat mit „Was? Wäre?Wenn“ auch einen Roman darüber geschrieben. Allerdings eine ganz andere. Wenn zwei das gleiche schreiben, kommt eben ganz unterschiedliches dabei heraus. Jedenfalls, wenn es sich um gute Autoren handelt.

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