Rupien, Rupien. (Slumdog Millionaire). Roman.
Vikas Swarup, Kiepenheuer & Witsch, August 2006
Ein Kellner gewinnt 1 Milliarde Rupien in der indischen Version von „Wer wird Millionär?“. Doch wie kann ein ungebildeter indischer Kellner zwölf Fragen beantworten? Einer, der keine Schulbildung hat? Die Polizei verhaftet ihn wegen Betrugs und will seine Masche aus ihm herausfoltern. Doch dann taucht Smita auf, erklärt, sie sei seine Anwältin. Ihr erzählt er zu jeder Frage eine Geschichte aus seinem Leben, eine Geschichte, die begründet, warum er die Antwort im Quiz wusste.
Ram Mohammad Thomas heißt der Kellner und warum er einen christlichen, einen mohammedanischen und einen Hindu-Namen hat, auch das ist eine Geschichte. Die Geschichten stehen zunächst unverbunden nebeneinander, Geschichten aus Indiens Slums, von denen, die nicht am indischen Technologie-Boom teilhaben. Brutale, traurige, witzige Geschichten, prall voller Leben, von Menschen, die immer wieder auf die Nase fallen und doch wieder aufstehen – und am Ende gewinnt einer von ihnen eine Milliarde Rupien (15 Millionen Euro).
Denn die Geschichten sind so unverbunden nicht, was in der einen passiert, hat Folgen für andere und am Schluss kann Swarup die offenen Fäden tatsächlich miteinander verweben. Er ist ein glänzender Dramaturg, versteht sich auf Spannungsbögen und sprüht vor Phantasie. Ähnlich wie Aravind Adiga benutzt er eine Rahmenhandlung – die Quizsendung –, mit der er seine einzelnen Erzählungen verbinden kann. Adiga ist sicher der „literarischere“ der Beiden, Swarup der fesselndere. Aber beide sind Erzähler, die sich nicht scheuen, die Gefühle der Leser anzusprechen, ohne im Bollywood Kitsch hängen zu bleiben.
Rupien, Rupien (Slumdog Millionaire), Roman, Kiepenheuer & Witsch, August 2006
Originaltitel: Q & A, Slumdog Millionaire, aus dem Englischen von Bernhard Robben
ISBN-13: 978-3-462-03738-8, TB, 344 Seiten, Euro 8.95Englische Originalausgabe: Slumdog Millionaire, ISBN: 978-0552775359, TB, 361 Seiten, ca. 6 €
Das Buch bei Amazon
Weitere Rezensionen von Hans Peter Röntgen