Schreiben in Cafes. Schreibratgeber.
Natalie Goldberg, Autorenhaus Verlag, 2003


Ja zum Schreiben

"Wenn sie schreiben, nehmen Sie sich nicht vor: Jetzt schreibe ich ein Gedicht. Diese Erwartung wird sie von vorneherein hemmen. Setzen Sie sich hin, ohne etwas von sich zu erwarten und sagen sie sich: Ich darf den größten Schund der Welt schreiben. Sie müssen sich die Chance geben, so viel sie wollen und ohne ein festes Ziel zu schreiben. Ich hatte Studenten, die mir erzählten, sie hätten sich vorgenommen, einen großartigen Roman zu schreiben, seitdem aber keine einzige Zeile zustande gebracht. Wenn Sie jedes Mal, sobald Sie sich an die Arbeit machen, etwas Großartiges von sich erwarten, kann das nur zur Enttäuschung führen."

Das ist ein Schreibbuch der etwas anderen Art, es ist zwanzig Jahre alt und immer noch aktuell. Wenn Ihnen der Kopf raucht, weil Sie originelle Personen und spannende Handlung niederschreiben wollen, aber nur drögen Trash produzieren; wenn Sie alle Schreibratgeber gelesen haben und verzagt sind, weil Sie nicht wissen, wie Sie all die Ratschlüge umsetzen wollen; wenn Sie zweifeln, ob Sie Talent haben, um jemals etwas auch nur annähernd Lesbares zu Papier zu bringen, kurz: Wenn das leere Blatt Sie weiß anstarrt und sich nicht mit Ihren Worten füllt, dann ist es Zeit für dieses Buch.

Denn es erinnert daran, dass Schreiben eben Schreiben bedeutet. Dass man es tun muss, um es zu lernen, dass man es tun muss, wenn es einem wichtig ist. Ganz egal, wie furchtbar, wie kitschig, wie schlecht das ist, was dann auf dem Papier steht. Dass man die eigene Stimme nur auf einem Weg entdecken kann: Schreiben. Dass es einen Zensor im eigenen Kopf gibt, der einen abhalten möchte und zahlreiche Zensoren da draußen, die ihn unterstützen und das dagegen nur ein Kraut gewachsen ist: Schreiben.

Nicht, dass all die anderen Ratgeber nicht wichtig wären, dass es nicht richtig wäre, glaubhafte Personen zu entwerfen, Konflikte und Stil abzuwägen, geniale Bücher zu lesen. Aber irgendwann nutzt dies alles nichts mehr, irgendwann muss man schreiben und dieses Buch betont dies nicht nur, sondern macht Mut dazu. Es ist ein Motivationsschub in zweihundert Seiten und einer, der den Leser hinausschickt in die Welt und sagt: Tu es endlich!

Man kann eine Menge über das Skifahren lesen, man sich kann eine Menge Skiläufer ansehen, aber wenn man es tun will, hilft irgendwann nur noch ein: Die Bretter anschnallen und los! Nicht anders ist es beim Schreiben.

Die Autorin ist Zen-Buddhistin, sie zitiert oft Zen-Meister. Aber die Zitate sind Gott sei Dank auch für nicht Buddhisten verständlich und das Buch gehört IMHO auf das Regal eines jeden, der Schreiben möchte. Egal warum, egal was, egal wie gut oder schlecht es ist.

Fazit: Standardwerk, das Mut zum Schreiben macht und ein Motivationsschub auf zweihundert Seiten.

Homepage der Autorin

Über die Autorin: Nathalie Goldberg, geboren 1948, unterrichtet kreatives Schreiben und hat zahlreiche Bücher darüber geschrieben. Sie lebt in Taos, New Mexikos (USA).

Schreiben in Cafes, Natalie Goldberg, Schreibratgeber, Autorenhaus Verlag, 2003
Originaltitel: Writing down the Bones, aus dem Amerikanischen von Kerstin Winter
ISBN 3-932909-65-8, Taschenbuch, 200 Seiten, Euro 14,00

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