Saigon Berlin. Thriller.
Hef Buthe, Bastei, Dezember 2010
Der junge Reporter Peter Stösser wird 1968 vom Verlag nach Saigon geschickt, mitten in die Hochphase des Vietnamkriegs. Bald stellt er fest, dass hier jeder gegen jeden kämpft. Seine Journalistenkollegen nicht ausgenommen. Und die Vietnamesen, Chinesen und Khmer in Saigon versuchen in der Hölle vor allem eins: Zu überleben. Letzteres ist nicht einfach, in einem Krieg, dem mehrere Millionen Menschen zum Opfer fielen und der von beiden Seiten gnadenlos geführt wurde.
Bald wird Peter Stösser in Intrigen beider Seiten hineingezogen, muss um sein Leben fürchten, weiß nicht, wer Freund und Feind ist. Nicht mal auf seine vietnamesische Geliebte kann er sich verlassen. Ist sie eine heimliche Parteigängerin des Vietcong, liefert sie Informationen? Warum verhält sie sich so aggressiv? Ihr Bruder, erst dreizehn, läuft weg, um Vietcong Soldat zu werden, der Bauernhof der Eltern wird erst vom Vietcong, dann von US Bombern zerstört. Peter Stösser gelingt eine aufsehenerregende Fotoreportage aus dem Grenzgebiet zu Kambodscha, doch selbst da stellt sich bald heraus, dass nichts so war, wie er angenommen hatte.
Zwanzig Jahre später sitzt Stösser in Berlin. Die Mauer fällt, die Grenze ist offen und jemand hat Stösser nach Ostberlin gelockt, der seine Tochter, die Halbvietnamesin The Maria entführt hat. Die Vergangenheit holt den Kriegsreporter ein.
Der Ich-Erzähler wird von einem Abenteuer ins nächste geworfen, durchblickt selten, was gespielt wird, erlebt Vietnam und wie fremd ihm die Kultur ist. Kein üblicher Thriller mit Gut und Böse, stattdessen ist das ein Kriegsbuch, besser gesagt ein Anti-Kriegsbuch. Es bringt den Vietnamkrieg zurück, der erst groß als Verteidigung der freien Welt gefeiert wurde, später wurde er unter Ho-Ho-Ho Tschi Minh rufen als tapferer Befreiungskrieg verstanden. Stössers Vietnam ist weder das eine noch das andere, sondern einfach die Hölle, in dem niemand weiß, wem er trauen kann, in dem jeden Augenblick ein neues Verhängnis losbrechen kann.
Das ist das Verdienst des Buches. Einen unbarmherzigen Krieg wieder lebendig werden zu lassen, Spannung pur aber genauso gut Grauen und was Sache ist, bleibt meist verborgen. Es ist aber auch eine Erinnerung an die Kriegsreporter, die oft genug ihr Leben riskierten. Hef Buthe, der Autor, war selbst einer von ihnen. Und es erinnert daran, dass es nur einen Sieger gab: Drogen.
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