Purpurdrache. Krimi.
Sven Koch, Droemer-Knaur, Dezember 2010

Purpurdrache

» Es herrschte Chaos, und nichts Geringeres hatte dieser heiße Vormittag verdient. Lediglich direkt an der Absperrung vor dem Flachdachgebäude des Kindergartens war es still, nachdem die Hubschrauber gelandet waren. Jetzt standen sie drüben auf dem geräumten Parkplatz des Super-
markts und sahen aus wie dicke Fliegen, die es sich in der Sonne auf dem heißen Asphalt bequem gemacht hatten. 
SEK, dachte er, presste sich das Handy ans Ohr und klemmte sich den Notizblock unter die Achsel, um die Hand für eine Zigarette frei zu haben. «

Markus Kraft ist Polizeireporter. Ebenso gut wie gewissenlos. Weswegen er eine Geiselnahme im Kindergarten für sich ausnützt, mit verheerenden Folgen. Jetzt begibt er sich in psychiatrische Behandlung.

Und dann geschehen in der Kreisstadt Lemfeld Ritualmorde. Ein durchgeknallter Serienkiller geht um. Gut, dass die Polizei gerade eine neue Psychologin bekommen hat, Alexandra Gräfin von Stietenkron. Doch wer glaubt, dass jetzt einer der üblichen Regiokrimis mit dem Serienmörder vom Dienst kommt, liegt falsch.

Dabei haben alle, vom Polizeichef angefangen über den Reporter bis hin zur gräflichen Polizeipsychologin die üblichen Accessoires, die vom Krimipersonal heutzutage erwartet werden. Der Chef ist durch den Tod seiner Frau traumatisiert, der Reporter war Kokainabhängig, die Psychologin hatte den üblichen strengen Vater, der nicht verstand, dass seine Tochter zur Polizei geht, statt eine standesgemäße Praxis aufzumachen.

Leider kann man sich darauf nicht verlassen. Denn der Autor dreht all das sehr unüblich um. Anfänglich liest sich das Buch ein bißchen schwerfällig. Doch wenn man erst mal reingekommen ist, entwickelt es bald Spannung pur. Immer mal wieder ärgert man sich über die üblichen Klischees. SOllte man nicht. Denn hier kommt es wirklich anders, als die Klischees vermuten lassen. Sven Koch hat keinen der gängigen verrücktne Serienmörder nebst beziehungsunfägiger Detektivin abgeliefert.

Sicher kein Krimi für jeden. Man muss sich auf die sehr andere Form einlassen, wer das nicht möchte, wird enttäuscht werden. Wer es aber tut, der wird durch einen ganz unüblichen Krimi belohnt und durch Spannung pur. Dazu kommt, dass der Autor als Journalist sich in Zeitungsarbeit auskennt und sich offensichtlich auch intensiv mit der wirklichen Polizeiarbeit auseinandergesetzt hat. Jedenfalls ein Debüt, das auf weitere Bücher des Autors hoffen lässt.

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