Peace. Roman.
Alexa Hennig von Lange, DuMont, März 2009

peace

"Am 26. Oktober 1991 sah ich meine Mutter in ihrer Kotze liegen.

Das war der Mittag, an dem ich mit einem frischen Schmiss auf der Wange durch den herbstlichen Garten in die Küche kam. Sie lag auf dem Rücken, Arme und Beine von sich gestreckt, als hätte sie sich extra so hindrapiert. Duch das rot gefärbte Laub und die ungeputzten Scheiben brach die Sonne warm zu uns herein. An den Füßen trug meine Mutter ihre indischen Samtschläppchen, deren schwarze Gummisohlen nach Teer rochen. Seit ich denken kann, lief sie darin herum und redete davon sich umzubringen."

Joshua hat eine Mutter, die er für all sein Leid verantwortlich macht. Auch die Mutter ist überzeugt, dass ihre Mutter wiederum an allem Leid schuld ist. Zumindest Joshua könnte recht haben.

Seine Mutter hat keine Bewegung ausgelassen. 68, Flower Power, Goas Hippies, die Feministen, die Selbsterfahrung, jede Drogenparty, überall war sie dabei. Logisch, dass ihr Sohn dabei auf der Strecke blieb. Der Vater ist mittlerweile Banker und auch keine Hilfe. Er hat nämlich eine Zweitfamilie gegründet und setzt sich ab. Obendrein stellt sich bald heraus, dass er gar nicht der leibliche Vater ist.

Das Buch beginnt furios, witzig. Die Absurditäten der Frauenbewegung werden ebenso aufs Korn genommen wie die der Hippies, die Mythen wie der Glaube, alle Probleme des Lebens liessen sich durch progressive Sprüche lösen.

Leider verflacht das Buch bald. Was eine witzige oder ironische Auseinandersetzung mit dem Feminismus der Siebziger Jahre hätte werden sollen, bleibt in den Parolen stecken. Zwar kann Alexa Henning von Lange den Leser immer wieder in einzelnen Szenen fesseln, kann die Absurditäten von Frauen- und anderen Bewegungen offenlegen - doch leider sind das nur einzelne Highlights in einem Buch, das bald immer mehr verflacht. Wer die Parolen und Debatten einer Bewegung aufs Korn nehmen will, muss die eben gut kennen - und die Autorin kennt sie offenbar nur oberflächlich. So ist das Buch trotz etlicher gelungener Szenen als ganzes doch sehr öde und regt oft mehr zum Gähnen als zum Lachen an.

Autorenhomepage

Peace, Roman, Alexa Hennig von Lange, DuMont, März 2009,
ISBN-13: 978-3832195021, Tb, 223 Seiten, Euro 14,95

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