Das Orangenmädchen. Jugendroman.
Jostein Gaardner, Hanser Verlag 2003



Leben, Liebe und Tod

"Es kommt mir ein bisschen unheimlich vor, so viele Fotos von einem Menschen zu besitzen, der nicht mehr lebt. Wir haben meinen Vater auch auf Video. Ich bekomme fast schon eine Gänsehaut, wenn ich ihn sprechen höre. Mein Vater hatte so eine richtig laute Dröhnstimme.
Vielleicht sollten Videos von Menschen, die es nicht mehr gibt, oder die nicht mehr unter uns weilen, wie meine Großmutter das ausdrückt, verboten werden. Es kommt mir nicht richtig vor, den Toten hinterherzuspionieren."

Georg war vier als sein Vater an einer unheilbaren Krankheit starb. Jetzt ist er fünfzehn und kann sich kaum mehr an ihn erinnern. Doch da entdeckt seine Großmutter auf dem Speicher einen Brief an ihn, einen Brief von seinem Vater, der zu ihm spricht, als wäre er noch lebendig.

Der Vater erzählt von einem Orangenmädchen, in das er sich verliebte, als er neunzehn war. Die er nur kurz sah und dann lange suchte. Und über das Hubble Teleskop, das in einer Umlaufbahn um die Erde die Sterne beobachtet. Georg läuft es kalt den Rücken hinunter. Denn kurz vorher hat er eine Hausarbeit geschrieben. Über genau dieses Hubble Teleskop. Konnte sein Vater in die Zukunft blicken? Und wer ist der Mann im weißen Toyota, auf den Vater so eifersüchtig schreibt?

Über das Weltall, das fünfzehn Milliarden Jahre alt ist und über sich selbst, der mit dreißig sterben wird, was er bereits weiß, über die Liebe zu dem Orangenmädchen und die Geburt Georgs, über Tod und Leben schreibt der Vater. Eine Stimme aus der Vergangenheit, die den Sohn zunächst verunsichert, dann aber in Bann schlägt.

Ruhig ist das Buch, aber liest sich leicht, obwohl es schwierige Themen behandelt. Gaardner kann nicht verhehlen, dass er Philosophie und Religion studiert hat, aber hat kein unverständliches Werk geschrieben, ganz im Gegenteil. Er setzt sich mit Ernst und Verständnis mit seinem Thema auseinander und .am Ende hat der Vater dem Sohn nicht nur eine entscheidende Frage gestellt, sondern auch einen ganz unerwarteten Schluss gefunden.

Für Jugendliche wie Erwachsene gleichermaßen empfehlenswert.

Leseprobe

Über den Autor:
1952 in Oslo geboren, studierte Nordistik, Ideen- und Religionsgeschichte, unterrichtete Philosophie und Theologie an Volkshochschulen und am Gymnasium und hielt Vorlesungen Vorlesungen an den Universitäten Oslo und Bergen
1982 debütierte er mit der Novelle "Katalog". Mit "Sofies Geheimnis" wurde er weltweit bekannt. Heute lebt er mit seiner Frau und zwei Söhnen als freier Autor in Oslo.
Homepage: http://www.josteingaarder.net

Das Orangenmädchen, Jostein Gaardner, Hanser Verlag 2003
Originaltitel: Appelsinpiken, aus dem Norwegischen von Gabriele Haefs
ISBN 3-446-20344-3, Hardcover, 192 Seiten, 14,90 €

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