Der Nobelpreis. Thriller.
Andreas Eschbach, Lübbe, September 2005

Nobelpreis zu kaufen gesucht

"Ich komme nicht durch ein Kabel, ich komme durch die Tür.
Ich knacke keine Passwörter, ich knacke Schlösser.
Ich bin nicht darauf angewiesen, dass es einen Zugang gibt zu den Informationen, die meine Auftraggeber interessieren, ich bahne mir meinen Zugang selbst."

In Mailand verbrennen drei Mitglieder des Nobelkomitees bei einem Flugzeugunglück. Kurz darauf erhält Professor Hans-Olof Anderson Besuch. Einen Koffer mit drei Millionen Kronen klappt ein unbekannter Besucher auf, das Geld gehört ihm, wenn er in der Sitzung des Komitees für Sofia Hernandez Cruz als nächste Nobelpreisträgerin für Medizin stimmt.

Hans-Olof lehnt ab. Das ist ein Fehler, denn nun wird seine Tochter entführt. Und die Polizei kann ihm nicht helfen. Da erinnert er sich an seinen Schwager Gunnar. Der sitzt wegen Industriespionage im Knast, doch Hans-Olof kann seine Freilassung auf Bewährung erwirken. Und Gunnar findet so einiges heraus, als er beginnt, nachzuforschen ...

Andreas Eschbach hat einen ganz eigenen Thriller vorgelegt. Langsam fängt er an und doch - oder grade deshalb - lässt er den Leser von der ersten Seite an nicht mehr los.

Einmal sind da Personen, die dem Leser bald ans Herz wachsen, glaubwürdig und nicht flach wie Scheckkarten. Auch die Nebenpersonen wie die naive (aber doch nicht ganz naive) Lehrerin; wie Dimitri, der gläubige Christ und geniale Hacker; wie der brutale Kinderheimleiter, der dann doch ... sorgten dafür, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen konnte.

Dazu kommt die sorgfältige Recherche, die dem Leser viel über den Nobelpreis, seine Entstehung und Geschichte erzählt, aber auch über Hormone, Gefühle und den Wissenschaftsbetrieb.

Und Eschbach versteht sich auf unerwartete Wendungen. Die gibt es zuhauf, aber sie sind nicht an den Haaren herbeigezogen, sondern folgen einer Logik - auch wenn der Leser diese zunächst nicht durchschaut.

In der Mitte des Buches hatte ich den Eindruck, dass jetzt Gunnar, dieser begnadete Einbrecher und Spion, plötzlich flach wird, Farbe verliert. Aber selbst das ist geplant und hatte am Ende seinen Grund.

Überhaupt das Ende: Das läuft ganz anders, als erfahrene Thrillerleser vermuten dürften, ist vielleicht auch nicht das, was mancher gern lesen würde, dafür aber um so realistischer und spannender. Allein wegen dem Ende lohnte sich bereits der Kauf des Buches. Eschbach at his Bests!

Fazit: Wer das Buch kauft, sollte danach keine Termine haben. Denn er wird es nach der erste Seite nicht mehr aus der Hand legen.

Leseprobe
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Über den Autor: Andreas Eschbach wurde 1959 in Ulm geboren, studierte in Stuttgart Luft- und Raumfahrttechnik und arbeitete viele Jahre als Softwareentwickler. Gleichzeitig schrieb er nebenher, unter anderem an dem Roman "Haarteppichknüpfer" und war Stipendiat der Arno Schmidt Stiftung für schriftstellerisch hochbegabten Nachwuchs. Mehrfach gewann er Literaturpreise, u.a. den Kurt Lasswitz Preis und den Literaturpreis des deutschen Science Fiction Clubs. 1998 erzielte er mit "Das Jesus Video" endgültig den Durchbruch. Der Roman wurde auch verfilmt. Seitdem hat er zahlreiche weitere Bücher geschrieben.
In der "Bundesakademie für kulturelle Bildung" (www.bundesakademie.de) hält er Seminare zum Romanschreiben ab und auf seiner Homepage finden sich zahlreiche Tipps zum Schreiben.
Seit 2003 lebt er mit seiner Familie in der Bretagne.

Der Nobelpreis, Andreas Eschbach, Thriller, Lübbe, September 2005
ISBN 3785722192, gebunden, 555 Seiten, Euro 22,90

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