Sie nahmen mir die Mutter und gaben mir ein Gewehr. Sachbuch.
China Keitetsi, Ullstein-Verlag, 12/2003



Ein Leben als Kindersoldatin

"Die Kindersoldaten nahmen an allem teil. Für viele Kinder waren das Töten und Foltern ein spannender Job, ein Weg, ihre Vorgesetzten zufrieden zu stellen. Kindern konnten den Kriegsgefangenen gegenüber die größten Brutalität an den Tag legen, einfach nur, um einen höheren Rang zu erlangen. Wir waren zu jung, um zu begreifen, dass die Taten, die wir begingen, sich in einen Alptraum verwandelten, der uns nicht mehr losließe. Dass uns unsere Taten ein Leben lang verfolgen würden."

Uganda, zu Beginn der Achtziger Jahre, der Diktator Idi Amin ist abgesetzt, aber sein Nachfolger Obote nicht besser. Mit Wahlmanipulationen und Terror hält er sich an der Macht.
Yoweri Museveni gründet eine Widerstandsbewegung, die NRA ("National Resistance Army"). Museveni erkennt, wie nützlich Kinder als Soldaten sein können und setzt erstmals Kinder in großer Zahl in seiner Armee ein. Schließlich können schon Zehnjährige eine Uzi bedienen, stellen weniger Fragen und sind gehorsamer.
Eine dieser Soldaten ist China Keitetsi. Nach einer unglücklichen Kindheit im Hause einer bösartigen Großmutter und Stiefmutter, eines gewalttätigen Vaters läuft sie davon - und direkt in die Arme der NRA. Sie verbringt die nächsten zehn Jahre dort, immer nur kurzfristig durch zivile Episoden unterbrochen. Die Armee wird ihr Heimat und Horror.
Zahlreiche Einsätze erlebt sie mit und ist eine der wenigen, die überleben. Denn Kinder sind waghalsiger als Erwachsene, sie riskieren mehr, sie sterben früher und sie lassen sich leicht ersetzen. Ex- und Hopp-Soldaten sozusagen.
Offiziere bedienen sich der weiblichen Soldatinnen als ob sie Gegenstände seien, wer sich weigert, ihnen ins Bett zu folgen, wird erfundener Verbrechen beschuldigt. Offenbar gehören Vergewaltigungen und Armee zusammen, in Uganda, in Berlin 1945 und, wenn die Berichte stimmen, selbst in der US-Armee im Irak.
Dazu gehören auch die Intrigen zwischen den hohen Militärs, Geheimverfahren, die Beseitigung von Nebenbuhlern mittels erfundener Beschuldigungen.
Trotzdem ist die Armee Chinas Familie und die Autorin schildert das uns ohne beschönigendes Beiwerk, wie sie als Militär auf Zivilisten herabschaute, Bestechungsgelder einstrich, Gräueltaten beging. Gerade diese Ehrlichkeit ist die Stärke des Buches.
Ein Buch, das schonungslos die Wirklichkeit des Krieges schildert.

Über die Autorin: China Keitetsi wurde in einem kleinen Dorf in West-Uganda geboren. Heute lebt sie in Soborg (Dk) und arbeitet in einem Kindergarten. Näheres zu ihrem Engagement gegen den Einsatz von Kindersoldaten findet sich unter http:www.xchildsoldier.org

China Keitetsi, Sie nahmen mir meine Mutter und gaben mir ein Gewehr, Sachbuch, Ullstein-Verlag
ISBN 3-548-36481-0, TB, 317 Seiten, 8,95 €, Übersetzt von Sigrid Engeler

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