Mr. Monster. Thriller.
Dan Wells, Piper, Juni 2010
»Ich kippte die Plastikflasche, die ich mitgebracht hatte, hin und her und hörte das Benzin darin schwappen. In der Hosentasche hatte ich ein Streichholzbriefchen, vor mir lag ein Haufen ölverschmierter Lappen. Hier drin gab es genügend altes Holz und Chemikalien, um ein spektakuläres Feuer zu nähren. Ich musste dringend einen Brand legen, wollte der Katze aber nicht wehtun. Ich wagte nicht einmal, sie zu verscheuchen.«
John Cleaver, der Junge, der glaubt, das in ihm ein Killer schlummert, ist wieder unterwegs. Mit seiner morbiden Neugier für Serienkiller, über die er alles sammelt und weiß, seinem Interesse für die Leichen, die seine Mutter und Tante im Erdgeschoss behandeln, wo sich das Beerdigungsinstitut befindet.
Er erzählt von Mr. Monster, seinem anderen Ich, das so gern töten, quälen würde – wenn John dem nicht Einhalt gebietet. Das tut er durch eine lange Liste von Verboten, die er sich selbst auferlegt hat. Eines verbietet ihm, Brooke anzusehen, die er liebt. Doch wenn er sie ansieht oder gar mit ihr spricht, wird der Damm brechen und Mr. Monster ausbrechen und sich über Brooke hermachen. Er hat alle Eigenschaften eines Serienkillers, davon ist John überzeugt. Die wichtigste: Er ist ein Soziopath.
In „ich bin kein Serienkiller“ hat er bereits einen echten Serienkiller aufgespürt und zur Strecke gebracht. Einen, der nun wirklich kein Mensch war, sondern ein Monster, das sich als Mensch tarnte.
Im neuen Buch scheint wieder ein Serienkiller im friedlichen Clayton Country sein Unwesen zu treiben. Was John natürlich höchstlich interessiert, vor allem, weil er glaubt, dass auch dieser kein Mensch ist.
Dan Wells hat mit John Cleaver eine faszinierende Hauptfigur geschaffen, die Mr. Jekyl und Dr Hyde wieder zum Leben zu erwecken scheint. Er lässt den Leser all die Widersprüche seines Helden erleben, der sich für ein Monster, einen Soziopathen hält und gleichzeitig der Einzige ist, der den Serienkillern Paroli bieten kann. So entstand ein Buch, das gleichzeitig spannender Thriller ist, wie Entwicklungsroman.
Denn das John ein echter Soziopath ist, daran habe ich doch starke Zweifel. Er zeigt nicht nur ausgeprägtes Mitgefühl, sondern kann sich in andere einfühlen und obendrein besitzt er den Mut, sich für andere Monstern in den Weg zu stellen. Wegen einer Katze macht er sich Sorgen. Das spricht nicht für die Diagnose Soziopath, viel eher dafür, dass er eben ein Junge in der Pubertät ist, voller Selbstzweifel und voller Gefühle, mit denen er nicht umgehen kann.
Ein Thriller über Serienkiller der etwas anderen Art und sehr zu empfehlen.
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