Lux Domini. Thriller.
Alex Thomas, Blanvalet, April 2011

Lux Domini

Die Lehrerin sah das Mädchen nachdenklich an. „Eine Unwahrheit zu verbreiten, ist eine sehr böse Sache, Catherine.“
„Ich weiß.“
„Wie kommst du dann dazu, Mr Eliot einen Mörder zu nennen?“
„Ich habe seine schwarzen Gedanken gesehen.“
Mehrere Sekunden lang herrschte Schweigen. Im Hintergrund sah Catherine den alten, schwer gebeugten Hausmeister mit einem Eimer und einem Besen über den Schulhof gehen.
Schließlich sagte Dr. Florena: “Es ist eine schlimme Sache, einen unschuldigen Menschen des Morders zu bezichtigen. Du wirst dich bei Mr. Eliot entschuldigen.“
Catherine schüttelte heftig und wie in Panik den Kopf. „Nein, das werde ich nicht tun! Mr. Eliot ist nicht unschuldig. Er ist ein sehr böser Mann. Ich habe es in seinen Gedanken gesehen.“

Catherine ist medial begabt. Und Pater Darius bildet sie aus. Für sie ist er der Vater, den sie nie hatte. Dann verunglückt er auf einer Wanderung tödlich. Immerhin war er schon siebzig, also wundert es niemand. Außer Ben, denn der Pater war nicht nur sehr sicher, obendrein kannte er das Gelände. Und seine Leiche hätte auf einem Felsvorsprung landen müssen, wäre er abgerutscht. Da sie es nicht ist, muss ihn jemand hinabgeworfen haben.

Es gibt noch weitere Tote, die ebenfalls einen Unfall erlitten. Auch sie waren medial begabt. Und der amtierende Papst, Leo XIV, erleidet einen Schwächeanfall. Steckt da ein Zufall dahinter? Kardinal Ciban, der Vorsitzende der Glaubenskongregation, früher heilige Inquisition genannt, glaubt es nicht. Ben und Catherine auch nicht, doch welche Ziele verfolgt der Kardinal? Immerhin hat er ein Verfahren gegen Schwester Catherine eingeleitet. Weil deren Bücher dem Glauben widersprächen. Und was ist mit dem alten Kardinal Monti, der beinahe Papst geworden war, Kardinal Gasperetti, der aussieht wie man sich Hercule Poirot vorstellt? Er ist Chef des Lux Domini, einem progressiver Orden, der als Gegengewicht gegen den Opus Dei gegründet wurde. Der Kardinal gilt allerdings als äußerst konservativ. Im Gegensatz zur Chefin des vatikanischen Internetbüros, Schwester Thea.

Alex Thomas hat einen Vatikanthriller geschrieben. Davon gibt es mittlerweile eigentlich mehr als genug, meinen Sie? Sicher richtig. Aber Lux Domini kann eine ganz eigene Geschichte erzählen, die mit einem alten Dokument der zwölf Apostel beginnt, mit der geheimen Bibliothek Pius des Zwölften noch lange nicht aufhört und aus Politik, Glauben und Theologie immer neue Fragen aufwirft. Denn wenn das Buch etwas kann, dann ist es, den Leser mit immer neuen Fährten zu verwirren. Ein geschicktes Informationsmanagement sorgt dafür, dass der Leser zwar manches ahnt, aber immer im Dunklen gelassen wird. Eine rasante Mischung aus Brechts „Galileo Galilei“ und Dan Brown.

Lesefutter pur, das den Leser aber auch mit genügend Stoff zum Nachdenken zurücklässt.

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