Der Krieg der Zwerge. Fantasy.
Markus Heitz, Piper 2004
Genormte FantasyIm "geborgenen Land" leben Elfen, Menschen und Zwerge. Und es wird von den Orks bedroht. Die tun, was Orks eben so tun: Sie rauben, brandschatzen und fressen Menschen.
Dagegen stellt sich eine Koalition von Elfen, Menschen und Zwerge. Die Elfen sind schlank, schön und gute Bogenschützen. Die Zwerge klein, stark und schwingen die Äxte. Außerdem werden sie sehr alt und geben nie auf.
Und um diese Zwerge geht es in dem Buch. Sie werden bedroht. Natürlich von den "üblichen Verdächtigen", den Orks. Die sind feige, werden Schweineschnauzen genannt, quieken und lassen sich auch so leicht abschlachten wie Schweine. Eigentlich keine Gegner für die tapferen Zwerge. Ein Wunder, dass diese sie nicht längst ausgerottet haben.
Aber da verirrt sich ein Trupp Orks in ein totes Land. Und glücklicherweise hat das Brackwasser, das sie dort entdecken, eine heilsame Wirkung: Die Orks sterben nicht mehr an ihren Verwundungen. Man muss ihnen schon die Köpfe abschlagen, sonst stehen sie immer wieder auf. Gott sei Dank, sonst wäre Markus Heitz' Werk schon nach den ersten Seiten mangels Bösewichten am Ende.
Denn dass die Orks nicht die üblichen furchterregenden Kreaturen sind, ist das einzige Originelle an diesem Buch. Ansonsten werden einmal mehr alle Klischees aus Tolkiens "Herr der Ringe" neu aufgewärmt. Dagegen wäre nichts zu sagen, wenn es wenigstens spannend wäre. Doch das ist es mitnichten. Die Handlung ist so vorhersehbar wie Sonnenschein in der Sahara. Die Zwerge treffen Orks, diese quietschen, laufen feige davon, aber haben natürlich keine Chance. Irgendwann schwimmt alles im Orkblut und man zieht weiter, zum nächsten Schlachtfest.
Zwischendurch tauchen auch Zwerginnen auf. Endlich mal was eigenes, seufzt der gelangweilte Leser, aber er irrt sich. Die Zwerginnen unterscheiden sich von den Zwergen in keinster Weise. Zwar gibt es so was wie eine Romeo- und Julia-Liebesgeschichte, doch wie sie geschildert wird, beschleicht mich der Verdacht, dass der Autor wohl nie verliebt war. Falls doch, hält er es jedenfalls gut geheim. Von Gefühlen spüre ich im ganzen Buch nichts.
"Zeigen, nicht behaupten" (Show, don't tell) ist der Leitspruch der meisten Autoren. Markus Heitz kann man diesen Vorwurf nicht machen. Er behauptet Gefühle, Orte wie Handlung, die Personen sind von Tolkien abgekupfert, leider mittels eines schlechten Kopierers, so dass sie verdammt blass bleiben.
Fantasy hat mit Phantasie zu tun? Aber nicht doch, es gibt offenbar Leser und Autoren, die an einer Art Phantasie-Waschzwang leiden und jede auch noch so kleine Spur von Phantasie und eigenen Ideen umgehend wegspülen müssen. Da kann man nichts machen. Den Krieg der Zwerge jedenfalls kann man gefahrlos lesen. Irgendetwas gefährlich Neues droht einem da nicht.
Markus Heitz zählt offenbar zu den Autoren, die das Bücherschreiben mit dem Mischen garantiert nebenwirkungsfreier Schlafmittel verwechseln. Schade. Aber was dem einen sin Uhl, ist dem andern sin Nachtigall.
Über den Autor: Markus Heitz wurde 1971 geboren, studierte Germanistik und Geschichte und arbeitete als Journalist für die Saarbrücker Zeitung. Für sein Epos über "Ulldart - Die dunkle Zeit" bekam er den Deutschen Phantastik Preis. Seit dem Erfolg seines Buches "Die Zwerge" arbeitet er hauptberuflich als Schriftsteller.
Der Krieg der Zwerge, Markus Heitz, Fantasy, Piper, Oktober 2004
ISBN 3-492 70093-4, kartoniert, 605 Seiten, Euro 14,00
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