Das Kind.
Psychothriller.
Sebastian Fitzek, Droemer, Januar 2008

"Stern warf Carina einen prüfenden Blick aus den Augenwinkeln zu. Er hatte schon viel erlebt, und der Anblick eines angeschossenen Bankräubers, eines Opfers von Bandenkriminalität oder sonst eines zwielichtigen Klienten, der dringend Hilfe brauchte, war nichts Neues für ihn. Er fragte sich nur, was Carina damit zu schaffen hatte.
Als sie nichts weiter zu ihm sagte, stieg er langsam die Metallstreben nach oben ins Innere des Rettungswagens. Sein Augenmerk fiel sofort auf den Körper, der reglos auf der Trage lag."

Stern ist Strafverteidiger und zwar einer der besten in Berlin. So schnell kann ihn niemand schockieren. Doch dann bringt ihm seine Ex-Freundin Carina einen ihrer Patienten, den zehnjährigen Simon, der angeblich einen Anwalt braucht. Weil er gemordet hat. Und richtig, er kann Stern zur Leiche führen. Nur einen Haken hat die Sache: Die Leiche wurde vor fünfzehn Jahren umgebracht. In einem früheren Leben, behauptet Simon. Für Übersinnliches fühlt sich Stern eigentlich nicht zuständig. Doch Simon kennt noch mehr Leichen.

Und sein Intimfeind, Kriminalkommisar Englert, über den er so oft im Gerichtssaal triumphiert hat, nutzt die Leichen aus. Obendrein gibt es jemand, der Stern CDs schickt. Mit Aufnahmen eines Jungen, der ihm aus dem Gesicht geschnitten ist, dabei ist sein einziges Kind vor zehn Jahren am plötzlichen Kindstod gestorben.

Wieder einmal verquickt Fitzek medizinisches Detailwissen, Figuren und deren Vergangenheit zu einem spannenden Psychothriller. Wieder kann er mit zahlreichen überraschenden Wendungen aufwarten, die dennoch nicht an den Haaren herbeigezogen wurden, sondern sich glaubwürdig aus den Schattenseiten seiner Figuren entwickeln. Vielleicht für manchen im letzten Drittel ein wenig zuviel, da wäre weniger mehr gewesen.

Hin und wieder wird's melodramatisch. Doch genau dann, wenn der Leser schreit: "Bitte nicht!", kommt es anders als gedacht und statt dem Klischee nachzugeben, hat der Autor nur damit gespielt.

So kann auch der Schluss überzeugen, weil sowohl die Seelenwanderung wie die alte Mordserie konsequent und glaubwürdig erklärt werden. Fitzek hat sich in diesem Buch gegenüber den Vorgängern nochmals gesteigert.

Fazit: Fitzek zeigt mit diesem Thriller, das er sich zu einem der besten deutschen Spannungsautoren entwickelt hat. Einer mehr, der in den letzten Jahren bewiesen hat, dass auch Deutsche erzählen können.

Leseprobe
Autorenhomepage

Das Kind, Sebastian Fitzek, Psychothriller, Droemer, Januar 2008
ISBN-10: 3426197820, ISBN-13: 978-3426197820, gebunden, 394 Seiten, Euro 16,95

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