Adler und Engel.
Roman
Juli Zeh


Taschenbuch

Hardcover

Im internationalen Recht, in Wien, der Stadt mit einer eigenen UNO-City, hat Max Karriere gemacht. Doch jetzt sitzt er in Leipzig, kokst sich zu und hat nur noch einen Wunsch: zu sterben. Seine Freundin Jessie, die einzige Frau, die er je liebte, hat sich erschossen. Den Job hängte er an den Nagel, Kontakt hat er nur noch zu Jessies Dogge Jacques Chirac, und eines Nachts ruft er in der Radiosendung von Clara an und erzählt davon.

Clara ist nicht nur Radiomoderatorin, im Hauptberuf studiert sie Psychologie und benötigt einen Fall für ihre Diplomarbeit. Max scheint ihr dafür geeignet und sie sucht ihn mit DAT Recorder heim, er solle, bitteschön, ihr seine Geschichte auf Band sprechen. Nur eine Angst treibt sie um: Dass Max durch seine Schilderung zu schnell wieder normal wird und nicht mehr als Diplomthema taugt.

Doch die Geschichte hat ihre eigene Dynamik, sie treibt beide zusammen mit Jacques Chirac zurück nach Wien, zurück in die Erinnerung und gleichzeitig in immer neue Verwicklungen, immer neue Erkenntnisse über Jessie tun sich auf, die tote Freundin, die nie erwachsen werden wollte, die beiden tauchen in die Verwicklungen der Balkankonflikte ein, die Max früher von der Warte des internationalen Juristen aus sah, um jetzt plötzlich Menschen wahrzunehmen, die darin verwickelt sind und Politiker, die ihre Kriege mit Drogenhandel finanzieren.

Juli Zeh hat einen Thriller geschrieben, den man nicht mehr aus der Hand legen mag, aber auch Literatur, eine Sprache, die begeistert, Personen die auf den Seiten lebendig werden, Spannung und Spannungsbogen, kurz alles das, was man bei ihren Kolleginnen, den jungen deutschen Nachwuchsautorinnen so oft schmerzlich vermisst. Häppchenweise füttert sie den Leser mit den Informationen, lässt ihn zappeln, wohlüberlegt ist, was sie ihm wo mitteilt und immer wieder führt sie ihn in die Irre.

Das Buch ist unbedingt lesenswert, auch für alle jene, die sonst um "Literatur" einen Bogen machen, zeigt, dass Unterhaltung, Spannung und Literatur sich nicht ausschließen, ganz im Gegenteil. Das Lob, das es in deutschen Feuilletons einheimste, hat es voll und ganz verdient.

Dass der allerletzte Schluss dann doch - im Gegensatz zum Rest des Textes - ein bisschen unwahrscheinlich ist, tut nichts zur Sache. Die meisten Thriller muten ihren Lesern weit Schlimmeres zu.

Ausgabe:
Goldmann-Verlag (Taschenbuch), 10,00 Euro

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Ausgabe:
Schöffling & Co. (Hardcover), 23,50 Euro
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