Der Guru im Guavenbaum. Roman.
Kiran Desai, Berliner Taschenbuchverlag, November 2006


""Pah", schnaubte Mr. Chawla. "Weiterkommen! Seit seiner Geburt schreitet der Junge in die falsche Richtung voran. Anstatt sich nach oben zu arbeiten, steigt er ständig weiter ab und jetzt ist er fast so weit unten, wie er nur kommen kann."
"Aber die Welt ist rund", sagte Ammaji, erfreut über ihren schlauen Einfall. "Abwarten und Tee trinken. Wenn es mit ihm immer weiter bergab geht, kommt er auf der anderen Seite wieder heraus. Ganz oben. Er hat sich nur einen langen Weg ausgesucht."
"Er hat sich gar keinen Weg ausgesucht.""

Sampath ist ein Träumer und Faulpelz. Statt Karriere zu machen und auszunutzen, dass ihm sein Vater einen Job bei der Post besorgt hat, tut er lieber nichts und liest die Briefe, die er sortieren muss. Sein Vater macht ihm Vorhaltungen.

Um die nicht mehr hören zu müssen und endlich seine Ruhe zu haben, flieht er in einen Obstgarten vor der kleinen Stadt Shahkot auf einen Guavenbaum und weigert sich, wieder herunterzukommen.

Bald stellen sich die ersten Neugierigen ein, die diesen seltsamen Heiligen begaffen. Und der nutzt seine Informationen aus den geöffneten Briefen, um sie zu verwirren.

Ein Heiliger, ein weiser Mann, den seine Spiritualität Einblicke in die Menschen gewährt, die sonst keiner hat. Bald pilgern Scharen von Menschen zu dem Guru im Guavenbaum, um Erleuchtung zu finden.

"Der Guru im Guavenbaum" ist das erste Buch der indischen Autorin Kiran Desai, die mit "Erbin des verlorenen Landes" 2006 den angesehenen Booker Prize gewann. Gekonnt und witzig zeichnet sie das Alltagsleben in einer inidschen Kleinstadt und die allzumenschliche Sehnsucht nach einem Heiligen, der einem Rat in schwierigen Alltagsfragen weiß. Wie in Hanif Kureishis "Der Buddha aus der Vorstadt" spielt ein Guru, der eigentlich nur seine Ruhe haben will, die Hauptrolle und trägt zu mancherlei Verwicklungen bei.

Witzig und unterhaltsam, nur im letzten Drittel verlässt die Autorin ein wenig der Einfallsreichtum und ihre Geschichte zerfasert.

Dennoch ein lesenswertes Buch, der menschliche Schwächen gekonnt aufs Korn nimmt und auch Einblicke in indischen Alltag bietet.

Der Guru im Guavenbaum, Kiran Desai, Roman, Berliner Taschenbuchverlag, November 2006
Originaltitel: Hullabaloo in the Guava Orchard, aus dem Englischen von Annette Grube
ISBN 10: 3833304685, ISBN 13: 978-3833304682, gebunden, Seiten, Euro 9,90

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