Galaxy Blues. Roman.
Alison Goodman, Ravensburger Buchverlag, Jugend-SF, 2003



Freundschaft, sagte das Alien

"Machen wir uns nichts vor: Ingrid Aaronson wird sicher niemals zur "Mutter des Jahres" gewählt werden. Aber das hat sie auch gar nicht nötig. Sie hat stattdessen so ziemlich jede Auszeichnung erhalten, die es für Journalisten gibt. Sie wurde sogar mal zur Moderatorin mit dem größten Sex-Appeal gewählt - was einigermaßen witzig ist, wenn man bedenkt, dass sie niemanden an sich rangelassen hat, als ich gemacht wurde. Ich bin nämlich ein so genanntes Comp-Kid. Direkt aus der Petrischale. Lustfaktor: null. Bequemlichkeitsfaktor: zehn."
Von zwölf teuren Internaten ist Joss bereits geflogen. Ihre Mutter ist eine karrieresüchtige Journalistin, wenn Joss sie sprechen will, muss sie bei dem Sekretär einen Termin beantragen. Ihren Vater, einen anonymer Samenspender, kennt sie nicht. Jetzt geht Joss auf die Zeitreiseschule in Melbourne. Auch dort hat der Direktor sie bereits auf dem Kicker, doch dann nimmt die Schule einen Alien, einen Chorianer auf. Schüleraustausch, die Chorianer wollen die terranische Zeitreise lernen, dafür werden Menschen in Raumreisen unterrichtet.
Und Mavkel wählt ausgerechnet Joss zu seiner Partnerin. Jetzt ist sie vor den Verfolgungen des intriganten Schuldirektors sicher - aber stellt bald fest, dass es gar nicht so leicht ist, mit einem Alien als Partner, das nichts über menschliche Gebräuche weiß und selber eine völlig andere Lebensauffassung hat. Das Geburtstagsgeschenk wickelt Mavkel in Klopapier ein, weil es gelesen hat, dass Menschen Geschenke in Papier einpacken, aber nicht, in welches. Nichtmenschlich ist es eben. Und Joss tritt ebenso oft ins Fettnäpfchen des Alien, der, wie sie bald feststellt, ebenso ein Außenseiter ist wie sie selbst. Obendrein treibt sich eine Killerin auf dem Campus herum, vermutlich hat sie es auf Mavkel abgesehen. Oder gar auf den Schuldirektor?
Überhaupt der Schuldirektor, er wird bald die Mehrheitsanteile des Instituts für Zeitreisen erben, denn sein Freund, der Erfinder der Zeitreise und Besitzer der Schule, hat ihn zum Erben eingesetzt. Doch warum zieht er plötzlich die Bodyguards von dem Alien ab und setzt es der Mörderin aus?
Alison Goodman lässt die siebzehnjährige Joss ihre Geschichte erzählen und sie tut dies so gekonnt, dass wir diese Außenseiterin vor uns sehen, ihre freche Stimme hören, ihre Verletzlichkeit dahinter und ihre Sehnsüchte spüren. Nach Freundschaft, nach der Mutter und vor allem danach, wer denn nun ihr wirklicher Vater ist.
Das Alien und seine fremde Kultur sind wirklich fremd, aber in seiner Fremdheit auch in sich stimmig, nicht der übliche SF StarTrek-Verschnitt, auch die Welt der Zukunft rund um das Institut für Zeitreisen ist bedrückend realistisch. Und die Luft knistert beim Lesen, so spannend ist das Buch.
Ein Thriller mit Tiefgang, um Freundschaft und Fremdheit und dem Wunsch, zu wissen, wo man hingehört und herkommt. Für Jugendliche ab 12-14 Jahren, aber auch Erwachsene werden sich bald fest lesen.
Unter http://www.bssound.com.au/goodman/Zoom/zoom1.htm kann man die englische Originalfassung der Kurzgeschichte "One Last Zoom at the Buzz Bar" lesen, aus der Galaxy Blues entstanden ist.

Über die Autorin: die Australierin Alison Goodman hat mit Galaxy Blues (Singing the Dogstar Blues) den Aurealis Jugendbuch Preis 1998 und den Cross Pen Prize 1999 gewonnen. Das Buch wurde auch in die Liste des National Book Councils: Children's Book Awards 1999 aufgenommen. Sie lebt in Bayside Melbourne und studierte Professional Writing.

Alison Goodman, Galaxy Blues, Ravensburger Buchverlag, ISBN 3-473-58181-x
TB, 320 Seiten, 7,95€, Übersetzt von Matthias Kußmann

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