Im Fluss. Jugendroman.
Marlene Röder, Ravensburger, 2007


"Ist heute der Tag, an dem ich sterben werde?
Die Frage schießt mir durch den Kopf, als ich das Eis unter meinen Schlittschuhkufen brechen höre: Ein merkwürdiges Geräusch, wie das hohe Wimmern und Stöhnen eines lebendigen Wesens."

Mias Eltern ziehen aufs Land, in ein großes Haus, das fast einsam am Fluss liegt. Fast, weil es ein Nachbarhaus gibt. Mia hat geschrieen und getobt, um die Umzugspläne zu torpedieren, doch es hat alles nichts genützt. Jetzt sitzt sie in der Provinz fest. Ihre neuen Klassenkameraden betrachtet sie mit Misstrauen, gänzlich schwarz gekleidet in gothic Klamotten, mit schwarz gefärbtem Haar, das ihre Haut kränklich wirken lässt, tut sie nichts, um neue Freunde zu finden.

Trotzdem spricht sie Alex, einer der Nachbarjungen, an. Erst wehrt sie ab, dann knistert es zwischen beiden gewaltig. Wäre da nicht der Fluss, der so bedrohlich wirkt, der jüngere Bruder Jan, der so seltsam ist und mit Wesen spricht, die nur er sieht und die Großmutter, zu der Mia bald Kontakt findet. Die wirkt, als sei sie einer anderen Zeit entsprungen, autoritär, altmodische Ansichten über Frauen und warum fasziniert sie Mia trotzdem? Auch sie hat seltsame Beziehungen zu diesem Fluss, altmodisch, Aberglaube? Oder hat der Fluss doch etwas geheimnisvolles, eine Magie?

Marlene Röder schildert die Geschichte abwechselnd aus der Perspektive von Mia, Jan und Alex. Damit baut sie bald eine ganz eigene Spannung auf, die Personen werden lebendig. Der Roman zieht den Leser in sich herein, entwickelt sich zum Pageturner. Die Autorin kann schreiben, Stimmungen wecken.

Doch leider nur bis zur Hälfte. Denn dann kippt die Geschichte, ich lese nur noch aus Pflichtgefühl weiter und hoffe, dass bald die alte Spannung, diese merkwürdige Stimmung wieder auftaucht, die mich so gefesselt hat.

Sie taucht nie mehr auf. Jetzt wird nicht mehr beschrieben, die Bedrohung nur noch behauptet und das Ende ist vorhersehbar. Schade.

Denn während die erste Hälfte zum besten gehört, was ich die letzte Zeit gelesen habe, ist die zweite nur noch öde, ohne jede Stimmung und Spannung.

Im Fluss, Marlene Röder, Jugendroman, Ravensburger, 2007
ISBN 978-3473352777, gebunden, 252 Seiten, Euro 14,95

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