Erebos. Jugendthriller.
Ursula Poznanski, Januar 2010

Erebos

»Das ganze Wochenende über war von Colin nichts zu sehen und zu hören und auch am Montag sprach er mit Nick nur das Nötigste, immer schien er auf dem Sprung zu sein. In einer der Pausen beobachtete Nick ihn dabei, wie er Jerome etwas zusteckte. Etwas Dünnes aus spiegelndem Plastik. Jerome sah milde interessiert aus, während Colin auf ihn einredete, dabei hektisch gestikulierte und sich dann wieder davonmachte.
„He, Jerome.“ Nick ging auf ihn zu, betont gut gelaunt. „Sag mal, was hat Colin dir gerade gegeben?“
Schulterzucken. „Nichts Besonderes.“
„Zeig doch mal her.“
Einen Moment lang sah es aus, als wolle Jerome in seine Jackentasche greifen, bevor er sich etwas besseren besann.
„Wieso interessiert dich das?“«

An Nicks Schule gibt es plötzlich ein Geheimnis. Schüler tuscheln miteinander, ein schmaler quadratischer Gegenstand wechselt den Besitzer, doch fragt man nach, heißt es; Ach, das war nichts. Nichts wichtiges. Nur eine Musik-CD. Also ob man bei Musik-Cds heimlich tun müsste.

Dann wird auch Nick angesprochen. Voll cool sei es, sagt ihm Brynne, aber mehr dürfe sie nicht sagen. Überhaupt sei alles geheim. Nick steckt die CD in seinen Computer - und ist begeistert. Das tollste Computerspiel, das er je sah. Ultrarealistisch, spannende Aufgaben und Questen. Leider gibt es einige merkwürdige Regeln. Geheimhaltung, man darf es nur spielen, wenn man allein ist und man hat nur einen Versuch. Mehrere Leben wie anderswo gibt es hier nicht.

Dafür einen Boten, der einen retten kann, wenn man im Kampf Pech hatte und am Verbluten ist. Dafür verlangt der Bote etwas. Kleine Gefälligkeiten, aber nicht im Spiel, sondern in der Wirklichkeit.

Die Schüler verändern sich, das Spiel packt den, der es spielt. Wenn da nicht diese seltsamen Aufträge in der Wirklichkeit wären ...

Ursula Poznanski hat ein ultraspannendes Buch geschrieben, voller Einfühlungsvermögen für Computerspiele und deren Faszination. Und mit immer neuen Wendungen und Überraschungen, lässt ihre Figüren sich entwickeln, verzichtet auf Schwarz-Weiß Zeichnungen, hat dafür lebendige Charaktere und zeigt, wie jemand langsam, ohne es zu merken, abrutscht, immer mehr bereit ist, Dinge zu tun, die er eigentlich nicht für richtig hält.

Dazu kommt ein ebenso überraschender, wie glaubhafter Schluss, der die verwirrenden Fäden entwirrt. Als Sahnehäubchen gibt es eine ganz zarte Liebesgeschichte und auch da hat sie sich gut in ihre Protagonisten hineinversetzt.

Die Altersangabe 12-13 Jahre kann man vergessen, das Buch hat ein nach oben hin offenes Lesealter. Auch erwachsene Freunde phantastischer Geschichten und Thriller werden hier voll auf ihre Kosten kommen.

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