Die indiskreten Briefe des Giacomo Casanova. Historischer Krimi.
Herbert Beckmann, Gmeiner, Juli 2009

Casanova

Casanova kommt nach Berlin und trifft einen grimmigen Patriarchen, der seinen Schwiegersohn vermisst. Dessen Tochter schlägt ihn - wie sollte es anders sein? - in Bann und um ihr näher zu kommen, betätigt er sich als Detektiv. Das alles berichtet er in Briefen an eine unbekannte Geliebte.

Erstaunlich, wie authentisch diese Briefe wirken, der Autor hat es verstanden, die Welt des Rokoko, den tändelnden Casanova, der nichts so recht ernst nehmen möchte, das Berlin des alten Fritz lebendig werden zu lassen. Ja, so könnte Casanova geschrieben haben, immer Pleite, aber voller Lebenslust, die Frauen im Kopf (und in den Lenden) und nichts kann er richtig ernst nehmen - nicht mal einen Mord.

So ist der Mord in dem Buch auch eher zweitrangig, auch wenn Casanova durchaus Manns genug ist, den aufzuklären (soviel sei hier verraten). Nur interessiert es ihn nicht wirklich.

Und einen seltsamen Diener findet er auch. Einen Mathematik-Fan namens Lambert, der sich mit dem Begriff der Unendlichkeit herumschlägt. Dass es tatsächlich in Berlin einen Mathematiker dieses Namens gab, dürfte ebenso kein Zufall sein, wie der Name preussische Patriarchen: Ribbeck. Auch sonst darf der Leser eine Reihe Anspielungen enträtseln.

Gegen Ende zu hätte das Buch einige Kürzungen vertragen, denn da wird Casanovas Stimme, die am Anfang den Leser trefflich zu fesseln weiß, etwas eintönig. Mittlerweile kennt der Leser seinen Pappenheimer und weiß, was er von ihm zu erwarten hat.

Dennoch ein ungewohntes Lesevergnügen und ein Kompliment an den Autor, der so glaubwürdig im Stile Casanovas und des Rokokos zu schreiben weiß.

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