Die Herren von Buchhorn. Historischer Kriminalroman.
Birgit Erwin/Ulrich Buchhorn, Gmeiner Verlag, Juli 2008
Ungefragt ließ der Bote sich auf einen Stuhl fallen. Seine Stimme klang tonlos vor Müdigkeit. Ich komme von Adalbert. Ein prüfender Blick huschte über Geralds Gesicht, das aschfahl geworden war. Er lässt dir sagen, dass er dich so bald wie möglich in der Herberge Zum grünen Felchen erwartet. Er hat eine wichtige Nachricht für dich. Und du sollst dich beeilen. Der Bote streckte seine Hand aus. Er hat auch gesagt, du bezahlst mich.
Heute heißt Buchhorn Friedrichshafen, aber 919 war es eine kleine Bodenseestadt und Sitz der reichen Grafschaft Buchhorn. Die ist leider verwaist, denn der Graf fiel 916 im Ungarnfeldzug, seine Frau nahm den Schleier und die Kinder sind minderjährig. Nicht nur die Welfen blicken voller Begehrlichkeit auf das Land. Auch manch anderer würde es sich gerne eingemeinden.
Da kommt zum Schmied ein Bote, der behauptet, dass Adalbert, der Knappe des Grafen nach ihm verlange. Auch der soll angeblich gefallen sein. Gerald ist ein treuer Mann und bricht sofort mit seiner Frau nach Bregenz auf. Gibt es Hoffnung, lebt vielleicht auch der tot geglaubte Graf noch?
Doch in Bregenz finden die beiden eine Leiche und eine Spur, die ins Kloster St. Gallen führt. Der folgen die beiden, kommen aber nie an. Denn Räuber lauern ihnen auf und bringen sie um. Die Räuber werden bald geschnappt und sterben praktischerweise beim Verhör.
Wenn der Fürstbischof von Konstanz und Abt von St. Gallen nicht Zweifel an der Räuberstory gehabt hätte, wenn der Sohn des Schmieds nicht die Mörder seiner Eltern unbedingt hätte finden wollen, wäre alles im Sande verlaufen.
Doch so entfaltet sich ein Kriminalfall im 10. Jahrhundert. Konrad I, der Vogler wurde gerade zum König gewählt und wir erleben Alltag und Abenteuer in einer Zeit, die nicht zu den üblichen Verdächtigen des historischen Romans gehört. Solide recherchiert nimmt das Autorenduo eine alte Heimkehrsaga auf und weben daraus ihre Geschichte.
Ein Sohn, der seinem Herrn nicht so ergeben ist, wie sein Vater und den das schlechte Gewissen umtreibt; eine Nonne, die einen extrem einsiedlerischen Weg gewählt hat, um ihren Mann zu vergessen; ein Bischof, fromm und den weltlichen Dingen dennoch zugewandt und eine Liebesgeschichte, die ohne Schmalz auskommt und deshalb um so anrührender ist, das sind die Zutaten.
Mit sicherem Gespür für Dramatik und Stil entwickelt sich daraus eine Geschichte, die gleichzeitig einiges über das Leben vor über 1.000 Jahren erzählt, in dem persönliche Abhängigkeiten, Treue zum Lehnsherrn und Religion das Leben bestimmte und neugierig macht auf eine Epoche, über die wir so wenig wissen. Hier tauchen nicht die üblichen Klischeefiguren auf und auch die sonst so beliebte rührselige Tränenromantik fehlt.
Fazit: Solider historischer Krimi mit Spannung und Hintergrundwissen.
Die Herren von Buchhorn, B. Erwin/U.Buchhorn, historischer Roman, Gmeiner Verlag, Juli 2008
ISBN-13: 978-3899777673, gebunden, 323 Seiten, Euro 12,90
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