In einem anderen Buch. Roman.
Jasper Fforde, dtv 2004




Literatur und intelligenter Nonsense

Was tut eine Literaturagentin, wenn ihr plötzlich eine Stimme im Ohr mitteilt, sie sei ihr Pflichtverteidiger, aber ihr nicht verrät, wessen sie angeklagt ist? Was, wenn der eigenen Ehemann plötzlich in einem Cafe verschwindet und im Alter von zwei Jahren bei einem Autounfall starb, weil ein korrupter Chronogardist ihn genichtet hat? Wenn das eigene Amt einen beschatten lässt, aber alle Beschatter fallen den unwahrscheinlichsten Unfällen zum Opfer? Und was tun, wenn aus einem Zeppelin ein Hispano-Suiza herausfällt, punktgenau auf die Stelle, wo man grade ein Picknick abhält, um die Herbstwanderung der Mammuts zu beobachten?

Die Lösung ist einfach: Weiterlesen. Denn Thursday Next, die Literaturagentin, die auch in Deutschland Kultstatus errungen hat, ist wieder in Büchern unterwegs. Mit dabei ist Miss Havisham aus den großen Erwartungen von Dickens, die Herzkönigin aus Alice im Wunderland, ein Richter aus Kafkas Prozess, ein flüchtigere Chronogardist, der Agent Spike Stoker von So-17, besser bekannt als Abteilung Blut und Saug und die Cheshire Cat alias Warrington Kater.

Fortsetzungen sind so eine Sache. Verlagskaufleute lieben sie, weil sie sichere Renditen versprechen, aber Leser wissen, dass sie oft nicht das Niveau ihrer Vorgänger halten können. Besonders bei einem Buch wie "Der Fall Jane Eyre", das mit einem Feuerwerk von schrägen Ideen aufwartete, liegt der Verdacht nahe, dass dem Autor irgendwann die Ideen ausgehen würden.

Doch das ist nicht so. Jasper Fforde zaubert eine Fülle neuer Einfälle aus dem Hut und mit dem, was er auf eine Seite bannt, füllen andere Autoren ganze Bücher. Schräge Einfälle, trockener britischer Humor, Anspielungen aus allen möglichen Literaturgattungen, dieses Buch platzt wieder von Ideen. Per Anhalter durch die Galaxis oder Walter Moers fallen mir ein, aber außer diesen gibt es wenige Bücher, die sich mit Thursday Next vergleichen lassen. Wer schrägen Humor, Literatur und Bücher liebt, für den ist Jasper Fforde eine erste Adresse.

Unbedingt lesen!

Homepage des Autors

Über den Autor: Jasper Fforde ist Waliser, wurde 1961 geboren und arbeitete 13 Jahre in der Filmindustrie. Daneben schrieb er über Jahre hinweg Bücher zum eigenen Vergnügen. Der erste Thursday Next Roman, The Eyre Affair, wurde von 76 Verlagen abgelehnt, bis es Hodder & Stoughton druckte. Es wurde ein Bestseller.

In einem anderen Buch, Jasper Fforder, Roman, dtv, 2004
Originaltitel: Lost in a Good Book, aus dem englischen von Joachim Stern
ISBN 3-423-24430-5, kartoniert, 419 Seiten, Euro 14,50

Das Buch bei Amazon

Weitere Rezensionen von Hans Peter Röntgen

zurück

Für alle Rezensionen gilt: © by Hans Peter Röntgen - WebSite - Kontakt
Alle Rechte vorbehalten - All rights reserved