I am Airen Man. Roman.
Airen, Blumbar 2010

I am Airen Man

Dass Helene Hegemann von ihm abgeschrieben hat, hat Airen berühmt gemacht. Sein ersten Buch "Strobo" war lange von Feuilleton und Buchhandel links liegen gelassen worden. Zu Unrecht. Denn es schilderte detailgenau mit viel Sprachgefühl Berlin, das berühmte Berghain, das Lebensgefühl dieser "Drugs and Techno"-Szene.

Kann da das zweite mithalten? Oder ist es nur ein Abklatsch des ersten Bandes?

Um es kurz zu machen: Mexiko ist Airen viel ferner als Berlin. Auch wenn er dort monatelang gelebt hat. Hier scheinen oft nur noch die Drogen eine Rolle zu spielen.

Von seiner Firma, einer Berliner Unternehmensberatung wird er nach Mexiko-City geschickt. Erstmals lässt er dort Kollegen an sich heran, die er in Berlin immer auf Abstand hielt. "Am schlimmsten ist, wenn die dann ganz arglos und freundlich auf einen zukommen und man die Angst nicht aus den Augen kriegt: Die Angst, erkannt zu werden."

Da klingt der Airen des ersten Bandes durch. Ehrlich, direkt, er schildert sein Leben, seine Gefühle und der Leser kann ihm folgen.

Doch die Arbeit verschwindet bald wieder im Drogenrausch, wochen-, monatelang lässt er sich krankschreiben, besorgt sich mit Geld falsche Atteste und der Text zieht wie eine endlose Junkiereise an dem Leser vorbei. Immer wieder mit Stellen, wie obige, die einen vom Hocker reißen, aber dazwischen Längen ohne Ende. Er wird von einer älteren Mexikanerin adoptiert und an deren Enkelin verkuppelt und stellt erstaunt fest, dass er verliebt ist. Doch das blitzt nur ganz kurz auf, zwischen endlos langen Drogenzeiten, die die beiden miteinander verbringen. Mal in Vera Cruz, dann in Acapulco, wieder zurück in Mexiko City. Die Orte scheinen alle gleich: voll Drogen.

Fast hat man den Eindruck, dass er sich scheut, in Punkto Liebe seine alte Ehrlichkeit und Direktheit beizubehalten.

Was verständlich wäre. Wer will schon sein Liebesleben öffentlich ausbreiten. Nur verflacht dadurch sein Text. Plötzlich ist er wieder zurück in Deutschland, mit seiner Freundin, die mittlerweile schwanger ist, stellt fest, dass das Berghain die alte Faszination nicht mehr hat. Auch das kommt sehr unvermittelt und der Leser muss es ihm glauben.

Airens neues Buch ist nicht schlecht, er kann immer noch beobachten, verliert sich nicht in gewollt literarischer Sprache und immer wieder blitzt die alte Direktheit auf. Aber dazwischen zieht sich der Text ganz schön. Als ein Kapitel am Ende des ersten Buches wäre der Text gut gewesen. Zum Buch ausgewalzt wirkt es immer wieder ermüdend.

Dass jetzt plötzlich die Feuilletons dieses Buch hochloben, nachdem sie das erste gar nicht wahrgenommen haben, dürfte einen ganz banalen Grund haben. Blumenbar hat einen guten Ruf im Feuilleton und offenbar entscheidet der Verlagsname doch sehr, was rezensiert wird.

Tom Schilling liest aus dem Text
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