Das Aion.
SF-Jugendroman.
Michael Marrak, Ravensburger, Februar 2008

" Er sah das Mädchen eindringlich an, dann fragte er: "Willst du mir nicht endlich erzählen, wie alles begonnen hat, kleine Menschenfrau? Es ist doch kein Zufall, dass es dich in diese verrückte Stadt verschlagen hat."
Mira atmete hörbar ein und aus. Dann setzte sie sich zögernd neben den riesigen schwarzen Schatten auf den Steinsockel. "Das ist eine lange Geschichte ..."
"Die Nacht ist jung", ermutigte sie Jadamon. "Und ich habe Zeit, Mira. Mehr Zeit, als du dir vielleicht vorstellen kannst.""

Mira lebt in einer Oase. Immer wieder zieht sie in die Wüste und jagt mit ihrer Steinschleuder kleine Tiere, Schlangen, Salamander und Skorpione. Die anderen nennen sie eine Beta und meiden sie. Ihr einziger Freund ist Bausch, der alte Zeppelinkapitän. Doch der trinkt zu viel.

Sonnenstürme mit riesigen Teilcheneruptionen haben das Magnetfeld der Erde zerstört, die schützende Ozonschicht weggeblasen, die Wälder verbrannt und die Zivilisation fast völlig zerstört. Die kleinen Tiere, die Mira erbeutet, bestehen nicht aus Fleisch und Blut, sondern aus Chips, Kabeln und Linsen. Doch wer baut sie? Einmal beobachtet Mara, wie urplötzlich aus einem Sandloch Hunderte dieser Wesen in die Luft geblasen werden.

Dann kommt ein Fremder, einer von draußen, ins Dorf. Und die anderen Dorfbewohner verschwinden über Nacht, Mira wird von einer Flutwelle verschluckt und landet plötzlich auf einer Insel, auf der ihr ein Zwerg, der aber nur Illusion ist, verrät, dass sie in der fliegenden Stadt Darabar den Samen des Lebensbaums finden muss. Und da ist noch das Orakel, das einen Drachen namens Perenomipakk kennt, der in einer schnuckeligen Eishöhle mit Vulkananschluss und fliessend Warmwasser lebt ...

Was sich zunächst wie eine der gängigen SF-Szenarien anhört, ist viel, viel mehr. Marrak versteht es, die Leser in seine Geschichte hineinzuziehen. Durch immer neue, überraschende Wendungen, durch glaubhafte Figuren und durch seine genaue und liebevolle Schilderung einer fremden und doch realistischen Welt und nicht zuletzt durch seinen ganz eigenen Humor. Ein wenig Kai Meyers Wolkenvolk-Triologie, ein wenig Andreas Eschbach und sehr, sehr viel Marrak zeigt sich einmal mehr, wie viele deutsche Autoren in den letzten Jahren bewiesen haben, dass Phantasie und Lust am Fabulieren in Deutschland längst wieder eine Heimat gefunden haben.

Nicht zu vergessen: Verlag und Autor haben ein Glossar angefügt, dass die verwendeten Begriffe und Theorien erklärt. Es wäre schön, wenn diesem Beispiel auch andere folgen würden, viele Bücher lassen den Leser ratlos zurück, statt die Gelegenheit zu nutzen, die Hintergründe der Geschichte zu erklären. Bücher faszinieren schließlich auch deshalb, weil der Leser auf spielerische, unterhaltsame Weise Neues lernen kann.

Fazit: Spannendes Jugendbuch, das nicht nur für Jugendliche geeignet ist.

Leseprobe
Autorenhomepage

Das Aion, Michael Marrak, SF-Jugendroman, Ravensburger, Februar 2008
ISBN-10: 3473352810, ISBN-13: 978-3473352814, gebunden, 412 Seiten, Euro 16,95

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