Vogelweide. Roman.
Uwe Timm, Kiepenheuer & Witsch, 2013

Vogelweide

Eschenbach lebt auf einer kleinen Insel in der Nordsee als Vogelwart. Und immer wieder erinnert er sich, an seine Zeit mit Selma, an Elma und Anna, ein befreundetes Paar. Beide gehören zum gehobenen Bildungsbürgertum, ein bißchen Schickeria, ein bißchen auf intelligent machen und viel Geld.

Eschenbach hatte eine Softwarefirma, in der er - laut Timm - überflüssiges wegrationalisierte. Eine Aussage, so sinnfrei, wie ein Arzt, der "Krankheiten heilt". Dann fängt Eschenbach ein Verhältnis mit Anna an und geht pleite. Das Verhältnis, so klärt uns Timm auf, hat mit Begehren zu tun und über Begehren wird im Buch viel geredet - allerdings spüre ich nirgendwo Begehren, höchsten "Begehren light". So flach, wie die Figuren bleiben, sind sie für wirkliches Begehren wohl auch kaum geschaffen.

In einem Nebenplot hat eine alte Leiterin eines Umfrageinstituts (gemeint ist wohl Noelle Neumann) Eschenbach engagiert, um "Begehren" zu untersuchen. Allerdings agiert die Dame (und Eschenbach) so naiv, dass es fast schon unfreiwilliger Humor ist. Was ein derart flacher Strang in dem Roman zu suchen hat, weiß ich nicht.

Positiv ist anzumerken, dass Timm erzählen kann und deshalb bleibt das Buch trotz aller Untiefen lesbar und ich habe es zu Ende gelesen, was ich normalerweise bei solchen Büchern nicht tue. Timm beherrscht das Schreibhandwerk perfekt, schade, dass er das nicht mit einer besser Geschichte, mit lebendigern Figuren kombiniert hat.

Fazit: Gut geschriebenes Fast Food mit etlichen Klischees.

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