Kings of Cool. Thriller.
Don Winslow, Suhrkamp, September 2012

Kings of Cool

Ben und Chon sind jung und leben das easy living in Südkalifornien. Ben glaubt, wenn man Gewalt mit Gewalt erwidert, erntet man noch mehr Gewalt, während Chon glaubt, wenn man Gewalt gewaltfrei erwidert, erntet man noch mehr Gewalt. Chon ist bei der Army und muss immer mal wieder nach Afghanistan und Taliban killen. Ihrer Freundschaft tut das keinen Abbruch.

Sie haben sogar ein gemeinsames Unternehmen, nämlich erstklassiges, biologische Marihuana, das sie "Saturday in the park" nennen. Mit großer Fangruppe und funktionierendem Vertriebsnetz. Sie leben mit O zusammen, einem Baywatch Girl, dessen Mutter mittels teurer Kosmetika und noch teureren Schönheitsoperationen jünger als ihre Tochter aussehen möchte.

Das wäre alles normaler kalifornischer Alltag. Doch kalifornischer Alltag, das ist nicht nur easy living. Das ist auch der Krieg gegen Drogen, die amerikanische Drogenpolizei und die Drogenmafia. Die Polizei verlangt, dass die Freunde ab und an einen Händler hochgehen lassen, damit sie öffentlichkeitswirksame Erfolge vorweisen kann. Die Mafia will Geld dafür, damit sie ihr Geschäft in Ruhe lassen. Wir verraten keine Freunde, sagt Chon und Geld zahlen wir auch nicht.

So kommt es, wie es kommen muss. Bens Idee vom gewaltfreien Marihuana Paradies endet in einer Orgie der Gewalt. Und bald stellt sich heraus, dass Südkalifornien eine Vergangenheit hat. Bens Eltern sind als Hippies dort aufgewachsen, erst mit weichen Drogen, make Peace not money, später, in den Achzigern, wurde Money das Zauberwort, dass die Welt am Laufen hält und Drogen waren kein Glaubensbekenntnis mehr, sondern ein Mittel Geld zu scheffeln. Und auch Johns Vater spielt eine Rolle, die ...

Nein, keine Angst, ich verrate jetzt nicht alles.

Don Winslow verknüpft Drogen, Hippies und die Suferszene genial, lässt die amerikanische Vergangenheit der letzten vierzig Jahre lebendig werden und die Geschichte dreier Generationen. Mit kurzen Kapiteln, manche nur eine halbe Seite lang, stilsicher und einem genialen Plot. Manchmal wechselt er für ein, zwei Seiten in den Stil eines Drehbuchs. Was bei anderen Autoren maniriert wirken würde, handhabt er so gekonnt, dass es genau passt.

Und immer wieder schafft er es, auf kürzestem Raum Personen und Szene zu kennzeichnen.

"Friday_s ist quasi ein Club für geschiedene Übervierzigjährige. Man holt sich einen Burger, ein Bier und vielleicht auch Nachos und schlägt die Zeit mit dem Versuch tot, eine geschiedene Übervierzigjährige zu finden, die genauso einsam und notgeil ist wie man selbst."

Mit wenigen Sätzen verknüpft er die Geschichte seiner Figuren mit dem amerikanischen Alptraum:

"John entwickelte sich vom kleinen Tacodieb zum erfolgreichen jungen Geschäftsmann und die Vereinigten Staaten machen auf McMurphy in Einer flog über das Kuckucksnest. Die Rede ist von den Jahren 1968 bis 1971.
Has anybody here seen my old friend Martin, has anybody here seen my old friend Bobby, Tet-Offensive, Unruhen in Cleveland, Unruhen in Miami, die Unruhen schlechthin in Chicago, Bürgermeister Daley, Hippies und Yippies, wir setzen die Medikamente ab und wählen Richard Nixon (die Schwester Ratchett der amerikanischen geschlossenen Politikanstalt), der Heidi Bowl, Ed Kennedy auf tödlicher Fummelfahrt, die Chicago Eight, My Lai, I came upon a Child of God: He was walking along the road, Altamont, Janis stirbt, Charles Manson, Kambodscha, tin soldiers and Nixon coming, Angela Davis, Alles was sie schon immer über Sex wissen wollten, Apollo 13, Batik-T-Shirts, Wallekleideer, Attica Prison Riot"

Und dennoch hat mich dieser Don Winslow nicht so beeindruckt, wie [[ASIN:3518463500 Die Sprache des Feuers: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch)]] oder [[ASIN:3518461214 Frankie Machine: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch)]]. Vielleicht, weil die drei jungen Protagonisten etwas zu blass, etwas zu konstruiert wirken? Weil meine Erwartungen zu hoch geschraubt waren ? Ich weiß, das ist ungerecht, denn auch ein durchschnittlicher Don Winslow ist immer noch ein lesenswerter Thriller.

So bleibt als Fazit: Spannendes, lesenswertes Buch, aber sicher nicht das Beste von Winslow.

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