Vom Kämpfen und vom Schreiben. Sachbuch.
Carla Berling, Verlag Kulturmaschinen, Oktober 2011

Vom Kämpfen und vom Schreiben

»Ich nicke eifrig und erzähle ihr, dass ich schon immer gern geschrieben habe, dass ich in der Schule in Deutsch immer eine Eins hatte, dass ich zu Geburtstagen und Hochzeiten Gedichte schreibe, die immer sehr gut ankommen, dass ich an einem Roman schreibe. Später werde ich oft solche Sätze von werdenenden Schriftstellern hören und später werde ich genauso mitleidig lächeln, wenn die Redaktionsleiterin jetzt.«

1994 beschliesst Carla Berling ein Buch zu schreiben. Sie hat Geldsorgen und die soll ein Bestseller beheben.

Doch bald muss sie erkennen, dass es auch nicht einfacher ist, Bestseller zu schreiben, als einen Bundesligavertrag zu erhalten. Dass Bücher schreiben gelernt werden will, wie alles andere auch, und dass es Hundertausende Möchtegern-Autoren gibt, die sich um die wenigen Verlagsplätze prügeln.

Doch die Autorin gibt nicht auf. Und über die Höhen und Tiefen, die sie erlebt, schreibt sie. Wer Bücher schreiben will, sollte das Buch lesen. Weil es sagt, wie der Buchmarkt wirklich aussieht, welchen Schweiß, wieviele Tränen und wieviel Herzblut es kostet und wieviele Jahre, bis endlich der erhoffte erste Verlagsvertrag auf dem Tisch liegt. Und wieviel Talent es erfordert: Das Talent, nicht aufzugeben, sich immer aufs neue in Texte zu verbeißen.

Jeder, der schreibt, jedenfalls dann, wenn er ernsthaft schreiben will, kennt das: Die Selbstzweifel, warum tust du dir das an, deine Texte will doch niemand lesen, dann der Rausch, wenn es plötzlich doch einen Erfolg gibt, auch wenn der Erfolg zwar groß ist, das Geld dafür aber klein.

Und Berling schreibt es schonungslos offen, ohne Selbstmitleid; eine Odysse des Autors durch die Welt der Worte und der Verlage; niemand kann verstehen, dass eine Autorin, die in der Zeitung steht, nicht die Miete von ihren Erfolgen bezahlen kann. Von Verlagen, die Zusagen nicht einhalten, von Mitautoren, die sich neidisch beäugen, von lokalen Schriftstellervereinigungen, die sich selbst bauchpinseln, in obskuren Verlagen mit Mini-Auflagen veröffentlichen und dafür noch eine Mindestabnahme von Büchern unterschreiben müssen; die sich selbst aber als "Literaten" feiern und voll Verachtung auf die hinaufschielen, die eben "Schund" schreiben, den aber jeder lesen will.

Auch wenn ich (Gott sei Dank) die wirtschaftliche Not nicht kenne, die die Autorin immer wieder erlebt: All das andere habe ich auch erlebt, dass ich aufgeben wollte, niemals wieder eine Tastatur anrühren, was für einen Stuss hast du wieder verfasst und Gott, du machst dich doch lächerlich, wenn du das an einen Verlag schickst.

Die Autorin lässt dieses eigentlich trockene Thema lebendig werden, indem sie einfach aus ihrem Leben erzählt, keine Hemmung hat, auch ihre Niederlagen zu beschreiben, weswegen der Leser ihr die Erfolge um so mehr gönnt. So habe ich das Buch verschlungen wie einen Thriller von Stieg Larsson und kann es nur jedem empfehlen, der von der Karriere des erfolgreichen Autors träumt.

Dabei hätte ich das Buch beinahe nicht bestellt. Weil der Verlag statt einer aussagekräftigen Leseprobe einen Text auf seine Seiten stellte, der gerade mal acht(!) Sätze enthält, die außerdem vom Klappentext stammen. Dabei sind Leseproben die wichtigsten Werbemittel für Bücher im Internet. Nicht sehr professionell, dachte ich, und dann habe ich es doch gelesen, wegen der positiven Rezensionen. Aber der Verlag sollte sich wirklich etwas professioneller aufstellen. Wer würde schon in einer Buchhandlung Bücher kaufen, von denen er nur die ersten achte Sätze lesen darf?

Doch das ist das Einzige, was ich zu meckern habe. Lassen Sie sich also nicht durch den Auftritt des Verlags abschrecken: Das Buch lohnt sich zu lesen.

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