Der Code des Bösen. Sachbuch.
Raimund H. Drommel, Heyne, März 2012

Der Code des Bösen

Raimund H. Drommel analysiert die Sprache der Täter, er ist ein Sprachprofiler. Und in diesem Buch beschreibt er eine Menge Beispiele, wie sich Täter durch ihre Sprache verraten. Was man alles einem Erpresserbrief entnehmen kann.

Etwa aus dem Abschiedsbrief einer toten Frau, die ihren Ex-Geliebten erklärt, dass er nicht der Vater ihres Kindes sei. Doch Drommel kann nachweisen, dass dieser Brief zwar von der toten Frau geschrieben wurde, Sprache und Stil aber darauf hinweisen, dass es wohl der Geliebte wahr, der den Inhalt formulierte. Und ihn der Frau diktierte und sie zwang, es zu schreiben. Die Analyse war so überzeugend, dass der Täter gestand. Das ist nicht das einzige Beispiel im Buch, auch prominente Fälle – etwa ein Brief von Barschel – werden erläutert.

Bücher von Profilern und Kripobeamten boomen im Moment, aber natürlich ist die Qualität dieser Bücher unterschiedlich. Drommel kann spannend schreiben, vorausgesetzt, man interessiert sich für die Feinheiten der Sprache, für die vielen Beispiele, die er in seinem Buch bringt. Es ist in der Tat erstaunlich, wie spezifisch Menschen schreiben und reden, wie sich die Sprache unterscheidet, je nachdem, wer der Sprecher ist. Das Buch bringt eine Fülle von Beispielen dazu, ist eine Fundgrube für jeden Krimiautor, überhaupt für jeden, der schreibt. Weil es die Möglichkeiten der Sprache aufzeigt und wie individuell sie ist. Und wer einmal etwas anderes als die gängigen Profiler lesen will, findet hier Neues, spannend verpackt.

Doch Drommel ist auch selbstverliebt, sehr von sich überzeugt und lässt an seinen Konkurrenten kein gutes Haar, egal, ob die aus dem BKA stammen oder aus der Wissenschaft. Am Anfang erklärt er noch, dass ein Sprachprofil nicht so eindeutig sein kann, wie eine DNA Analyse oder ein Fingerabdruck, doch im weiteren Verlauf verliert er diese Erkenntniss bald aus den Augen. Ist es wirklich so unmöglich, die Sprache eines anderen Menschen nachzuahmen, wie er behauptet? Sind seine Sprachprofile so eindeutig, wie er manchmal suggeriert?

Das sind Fragen, die sich mir beim Lesen gestellt haben. Dennoch spannend die ganz unterschiedliche Verwendung von Sprache zu verfolgen und das ist für mich die Stärke des Buches: Dass es zahlreichen Beispiele mit vielen Details bringt.

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