Der Bogen des Cellisten. Roman.
Andromeda Romano-Lax, Berlin Verlag, 2011

Der Bogen des Cellisten

Feliz, der Glückliche, soll das Neugeborene heißen, das die Mutter unter so unsäglichen Schmerzen geboren hat und das schon fast tot ist. Doch ein Bürokrat macht daraus Feliu und diesen Namen behält er, der Junge aus einer katalanischen Kleinstadt.

Sein Vater ist in Cuba und alles, was der Junge von ihm erbt ist ein Cellobogen. In einem Konzert erlebt er den berühmten Musiker Al-Cerraz, doch noch mehr fasziniert ihn seine erste Begegnung mit einem Cello. Fortan will er Cello spielen und setzt das gegen alle Widerstände durch. Sogar an den spanischen Königshof führt ihn sein Spiel.

Doch die Zeiten in Spanien sind Königen nicht wohlgesonnen. Der König ist ein Dandy, der vor allem durch einsame Entscheidungen mit furchtbaren Folgen glänzt, eine Diktatur steht vor der Tür, dann eine Republik und schließlich versinkt Spanien im Horror des Bürgerkriegs.

Feliu fragt sich, welche Bedeutung die Musik überhaupt hat. Dient sie nur dazu, Menschen einzulullen? Al-Cerraz, mit dem er bald in einer Haßliebe ein Trio führt, spielt für Franco auf und wird beinahe eine Ikone der Faschisten. Celiu will für die Republik spielen, er mischt sich in die Politik ein und doch kann er nichts bewirken. Die Zuhörer lieben seine Musik, die Mächtigen der Welt laden ihn zu Konzerten ein, aber seine Briefe, in denen er vor dem Faschismus warnt, werden nicht gelesen.

Romano Lax kann uns in die Stimmung der Zeit versetzen, beginnend beim alten Spanien, das seine letzte amerikanische Kolonie, Cuba, verliert; über die Unruhen Anfang des Jahrhunderts, den Schock des ersten Weltkriegs, an dem Spanien zwar nicht teilnimmt, dessen Auswirkungen vor allem auf die Künstler die Autorin gut beschreibt bis hin zu den Gräuel des spanischen Bürgerkriegs.

Das Buch ist kein Geschichtsbuch, auch wenn es meisterhaft versteht, die politischen Ereignisse mit den privaten zu verbinden. Es ist ein Roman über die Musik und die Zeit der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts in Spanien. Feliu trägt einige Züge von Pablo Casal, ist aber eine eigene Figur und das Buch keine Biografie Casals, der eigentlich Pau Casal hieß, in Deutschland aber überall als "Pablo" bezeichnet wird - selbst seine Autobiografie im Fischerverlag heißt "Pablo Casal".

Wer ein historisch-wissenschaftliches Werk oder ein musiktheoretisches erwartet, wird enttäuscht werden. Alle anderen erwartet eine gut erzählte Geschichte, die dem Leser nebenbei spanische Geschichte und Musik nahebringt - und die alte Frage, welche Bedeutung Musik und Kunst eigentlich haben.

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