Aufhellungen. Roman.
Sabina Lorenz, Verlag Kirchheim, März 2011

Aufhellungen

»Dies war der Tag, an dem Toni mich anrief, die Leitung knisterte von der Ferne, er sagte, Anne ist tot. Hätte sie nicht damit warten können, bis ich sie noch einmal sah? Und auch wenn sie alt war, sie starb ganz einfach zu schnell.
Das trieb mich aus dem Haus.
Ich lief durch diesen Londoner Stadtteil, der Herbstwind jagte den Müll durch die Straßen, blähte meine Jogginghosen auf, und im Park riss er die Blätter von den Bäumen. Ein paar Kinder ließen einen Drachen steigen, sein Schlangenschwanz tantzte durch die Luft, er knatterte, er raschelte, rauf, runter, höher, tiefer, bis er stürzte. Rote Schnauze voran in den Schlamm«

Sarah lebt in den Neunzigern in London und erfährt, dass Anne tot ist. Anne ist nicht ihre Mutter und gleichzeitig doch, denn sie hatte Sarah aufgenommen, ein Kind, das nicht sprach, das verstört und problematisch war.

Jetzt geht Sarah zurück nach München, zurück auch in ihre Vergangenheit und diesmal ist sie es und Toni, denen zwei Kinder zulaufen, ebenfalls vernachlässigt, ebenfalls gestört.

Die Reise der Kinder ist abenteuerlich. Ein schwarzer Turm, eine alte Frau, beide spielten bereits bei Toni und Sarah eine Rolle und dann kommt noch ein Zauberer ins Spiel, der ...

Doch das will ich nicht verraten.

Ich muss gestehen, ich kann dieses Buch nicht objektiv rezensieren. Bei den 42ern hat es mich schon vor vielen Jahren in Bann geschlagen und immer habe ich mich gefragt: Warum findet es keinen Verlag? Poetisch, mit Szenen, die den Leser packen, scharf und ungewöhnlich beobachtet war es für mich immer das beste Buch, das Sie dieses Jahr nicht lesen konnten. Schön dass der Verlag Kirchheim es jetzt endlich herausgebracht hat, noch besser, dass die Zeit es auswählte und vorstellte.

Sicher ist es kein "Page Turner", auch kein Psychothriller (obwohl es manchmal Elemente davon aufweist). Man muss sich ein wenig einlesen in die Sprache, in die Welt der Protagonisten, die auf Jahrmärkten auftreten, in den Hintergrund, der eben die Neunziger Jahre widerspiegelt, ohne es je auszusprechen. Aber dafür wird man auch belohnt. Mit poetischer Sprache, genauer Beobachtung und - last but not least - der Verquickung von Realität und Phantastischem. Als ob Franz Kafka die Feder geführt hätte.

Deshalb gibt es nur eins: Daumen Hoch!

Leseprobe
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