Emsgrab. Krimi.
Wolfgang Santjer, Leda, August 2013

Emsgrab

»Jean Claude steuerte sein Binnenschiff durch den Nebel. Der Franzose hatte kein gutes Gefühl auf diesem letzten Teil der Reise. Durch die leicht geöffnete Tür des Ruderhauses drang das gleichmäßige Geräusch des Dieselmotors.
Seine Kollegen hatten ihm schon viel von diesem Fluss erzählt. Durch den Nebel warf er einen kurzen Blick auf die Beschriftung der riesigen Halle der Cruise Liner Werft. Über diesen schmalen Fluss manövrierten sie die Kreuzfahrtschiffe zur Nordsee?«

Die Ems wird ständig ausgebaggert, damit die Ozeanriesen der Werften in Papenburg in Meer fahren können. Eigentlich ist der Fluss für solche Pötte nicht geeignet, weshalb es ein eigenes Sperrwerk gibt, das zusätzlich zu den Ausbaggerungen den nötigen Wasserstand garantiert. Das Flußwasser wird dadurch nicht besser, ist voller Schlick und die Umweltschäden sind immens. Aber es geht um Arbeitsplätze, also wird es geduldet.

Wolfgang Santjer hat auf diesem Hintergrund seinen Kriminalroman geschrieben. Ein Saugbagger saugt eine menschliche Leiche beim Baggern an und Jan Broning von der Kripo soll die Ermittlungen leiten. Einer der besten war er früher, doch seit seine Frau bei einem Unfall ums Leben kam, trinkt er zuviel und ist nicht mehr der Alte.

Bald stellt sich heraus, dass es nicht nur eine Leiche gibt, sondern auch Anschläge auf Schiffe. Stecken Umweltschützer dahinter, die sich nun mit Gewalt gegen die zunehmende Verschmutzung wehren wollen?

Wolfgang Santjer war bei der Wasserschutzpolizei in Emden und kennt die Szenerie genau. Das merkt man dem Buch an, egal, ob es um den Alltag zwischen Tankern geht, die fahren, wenn sie wegen Nebel eigentlich nicht fahren dürften, um die Probleme bei Brückenöffnungen oder darum, was ein "Bärenführer" bei der Polizei macht. Hinzu kommt ein spannender, überzeugender Plot, konsequent gestrickt, der den Leser bei der Stange hält.

Manchmal allerdings wirkt die Schreibe etwas bieder, etwa, wenn schon wieder eine der Personen "über die letzte Stunde nachgrübelt", damit der Autor eine Rückblende einschieben kann oder ein Dialog offensichtlich nur dem Zweck dient, Informationen an den Leser zu bringen.

Doch der solide recherchierte Hintergrund und die spannende Geschichte sorgen dafür, dass man dies schnell überliest. Was zeigt, dass eine gute Geschichte immer noch das Wichtigste für das Lesevergnügen ist. Und dass es einem Buch nicht schadet, wenn darin nicht nur gemordet wird, sondern der Leser zusätzlich Informationen über Region und Polizeiarbeit erhält.

Fazit: Spannender Krimi, der außerdem dem Leser eine Menge über die Ems und die Umweltprobleme durch die Flußwerften erzählt.


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