Aufbruch: Partials I. Science Fiction.
Dan Wells, Piper (ivi), März 2013

Aufbruch: Parials I

» Das neugeborene Mädchen 485GA18M starb am 30. Juni2076 um 6.07 Uhr morgens. Es war drei Tage alt. Seit dem Zusammenbruch betrug die durchschnittliche Lebenserwartung eines menschlichen Säuglings sechsundfünfzig Stunden. Man gab ihnen nicht einmal mehr Namen. Kira Walker sah hilflos zu, wie Dr. Skousen den winzigen Körper untersuchte. Die gesichtslosen, mit Gasmasken und Overalls geschützten Schwestern – die Hälfte von ihnen war ebenfalls schwanger – notierten die Einzelheiten zu Leben und Tod. Die Glasscheiben dämpften das Wehklagen der Mutter im Flur. Sie hieß Ariel McAdamsund war gerade einmal achtzehn Jahre alt. Die Mutter eines Leichnams. Eine Schwester ging die Messwerte des Thermometers durch. »Körpertemperatur siebenunddreißigzwo bei der Geburt.« Die Worte drangen blechern durch die Maske. Kira kannte ihren Namen nicht. Eine andere Schwester übertrug die Zahlen sorgfältig auf einen gelben Zettel. »Siebenunddreißigzwo um vier Uhr heute Morgen. Dreiundvierzig zum Zeitpunkt des Todes.« Leise bewegten sie sich in dem Raum hin und her, hellgrüne Schatten in einem Land der Toten. «

Paragen, eine Gentechnik Firma, hat künstliche Menschen (Partials) geschaffen, deren Wunden schneller heilen, die Krankheiten überstehen und im Kampf jedem Menschen überlegen sind. Genmanipulierte Soldaten, die sich hervorragend bewähren. Bis sie sich gegen ihre Schöpfer wenden, in einem Aufstand die Menschheit fast völlig ausrotten mittels eines Virus, gegen den es kein Mittel gibt. Nur einige tausend haben in East Meadow auf Long Island überlebt. Und wenn sie Kinder bekommen, sterben diese nach wenigen Tagen an dem Virus.

Der Senat in East Meadow hat ein Zukunftsgesetz erlassen. Das verpflichtet jede erwachsene Frau pro Jahr ein Kind zu bekommen. Irgendwann, so hofft man, wird ein Kind geboren werden, dass nicht gleich nach der Geburt stirbt, sondern immun ist und überlebt. Irgendwann.

Kira will nicht so lange warten. Sie ist angehende KRankenschwester, hilft bei den Geburten und erlebt, wie die Babys sterben und die Verzweiflung der Mütter.

Sie will etwas tun und beginnt auf eigene Faust nachzuforschen. Und entdeckt etwas. Ein Mittel könnte vielleicht gefunden werden, wenn man sich mit den Partials zusammentun würde. Immerhin ist der Krieg seit vielen Jahren vorbei, Partials und Menschen leben aber nach wie vor streng getrennt in unterschiedlichen Gegenden. Also bricht Kira mit Freunden ins Land der Partials auf. Was streng verboten ist ...

Nach "Ich bin ein Serienmörder" hat Dan Wells einen ganz anderen Roman vorgelegt, der in einem düsteren Weltuntergangsszenario spielt. Solche Szenarios hat es schon oft gegeben, doch das Buch wiederholt nicht einfach die gängigen Klischees. Faszinierend, wie der Autor seine Geschichte weiterentwickelt, den Leser immer wieder überrascht, die Dinge in immer neuem Licht erscheinen lässt. Nie kann man sich sicher sein: Jetzt weiß ich Bescheid.

Das Buch erzählt aber auch viel über Politik und Macht. Darüber, wie es Menschen verändert, wie die Senatsmitglieder - jeder auf seine Weise - durch die Katastrophe bestimmt werden und wie sie an einmal gewählten Lösungen festhalten.

So ist ein spannender SF-Thriller entstanden, der den Leser in Bann schlägt.

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