PLACEBO POLITIK - Warum Politiker alles tun, nur nicht das Nötige. Sachbuch.
Bernd Weiß, Heyne 2015

Plazebo Politik

Vielleicht, wenn einmal alles schon den Bach runter ist, wird Bernd Weiß als ehrlichster Politiker der Nachkriegsgeschichte in den Annalen unserer so leichtfertig  verzockten Republik zu finden sein. Dieses Gefühl jedenfalls befällt einen, wenn man seine schonungslose Abrechnung  mit dem bundesdeutschen Politikbetrieb und seinen bis zur Lächerlichkeit deformierten Parteifiguren liest. Das, was man nur allzu oft an den im Einheitssprech schwafelnden Politfiguren kritisiert, so macht Weiß einem klar, ist eben KEIN Vorurteil, sondern bittere Realität. Und er belegt es mit so vielen eindrucksvollen Beispielen aus der eigenen CSU-Karriere, - die ihn immerhin bis zum Staatssekretärsposten führte - , dass man schier verzweifeln möchte: angesichts so viel Inkompetenz, angesichts so viel Opportunismus, angesichts so viel schierer Dummheit und Charakterlosigkeit einer Politikerkaste, die ernsthaft meint, sie hätte diesen Beruf schon begriffen, wenn sie nur seine Techniken des Machterwerbs verinnerlicht hat. Die Fallbeispiele des Autors illustrieren dies auf deprimierendste Weise und lassen sein dahinter stehendes Anliegen erkennen: Er wünscht sich Akteure, die kraft Persönlichkeit und Kompetenz in die Politik gehen, um unserem Land zu dienen. Anstatt schierem Mittelmaß, das sich mit Angestelltenmentalität hochdient in eine Führungsverantwortung, der es nicht annähernd gewachsen ist.
Denn das ist das ebenso Bedrückende wie Aufregende an dieser schonungslos ehrlichen Abhandlung: Da macht einer sich riesige Sorgen um unser Land, das er zu Recht in schlechten Händen wähnt. Die von ihm beschriebene „Placebopolitik“ bedient liebedienerisch Masseninstinkte und drückt sich feige vor den notwendigen Zukunftsentscheidungen für Deutschland und Europa. Denn deren Konsequenzen könnten zu Unmut führen und die mühsam errungenen Posten von Leuten gefährden, die darüber ins Nichts fallen, weil sie nie etwas Richtiges gelernt haben. Und weil ihre Sozialisation nicht aus dem Leben kommt, sondern aus Parteiversammlungen.
So deprimierend das Buch von Bernd Weiß streckenweise ist, so aufrüttelnd ist es auch und so unverzichtbar als politische Orientierungshilfe für die, die Realität gerne schauen anstatt sie zu verdrängen. - Sage niemand, er hätte von Nichts gewusst! Denn es war alles zu lesen! Dieses Buch ist ein absolutes Muss für jeden politisch Interessierten. Schwer verdauliche Kost, streckenweise, und dennoch eine Medizin mit Heilungspotential. Man fragt sich, ob die dröge gewordenen Deutschen es irgendwann noch schaffen werden, gegen den von Bernd Weiß beschriebenen Irrsinn aufzustehen.

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Über das Glück der Depperten

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ROMAN.
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